
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen hat im Geschäftsjahr 2024 mit einem Umsatz von 41,4 Milliarden Euro einen signifikanten Rückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. 2023 hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro erzielt. Dieser Rückgang ist teilweise auf einen Einmaleffekt durch die Entkonsolidierung der Produktlinie Achsmontagesysteme zurückzuführen, die zum 30. April 2024 in das Joint Venture „ZF Foxconn Chassis Modules“ integriert wurde, was einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro ausmachte. Ohne diesen Effekt betrug der organische Umsatzrückgang jedoch immer noch etwa 3 Prozent, wie schwaebische.de berichtet.
Im Jahr 2024 verzeichnete ZF ein bereinigtes EBIT von 1,5 Milliarden Euro, was einen Rückgang im Vergleich zu 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 darstellt. Die bereinigte EBIT-Marge sank von 5,1 Prozent auf 3,6 Prozent. ZF musste zudem einen Verlust von über einer Milliarde Euro nach Steuern hinnehmen, der durch mehrere Einmaleffekte bedingt war. Um dem schlechten Marktentwicklungen entgegenzuwirken, hat ZF Performance-Programme sowie eine strategische Neuausrichtung initiiert, um neue Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen.
Gefährdung von Arbeitsplätzen
Die wirtschaftlichen Herausforderungen haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Belegschaft von ZF. Das Unternehmen plant bis zu 14.000 Arbeitsplatzreduzierungen in Deutschland, nachdem im Vorjahr bereits rund 4.000 Stellen abgebaut wurden. Zum 31. Dezember 2024 zählte ZF weltweit 161.631 Mitarbeiter, was einem Rückgang von etwa 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Deutschland waren es noch 52.027 Beschäftigte, ebenfalls ein Rückgang von gut 4 Prozent. Die Situation wird als “sehr, sehr, sehr ernst” wahrgenommen, so der Betriebsratschef Achim Dietrich. Er kritisiert den Stellenabbau als “falsch” und fordert Klarheit über die betroffenen Mitarbeiter und mögliche Kurzarbeit vor Jahresende, besonders am Standort Saarbrücken, wo 1.800 Jobs gestrichen werden sollen.
Aufgrund von Schulden in Höhe von rund 11 Milliarden Euro und jährlichen Zinszahlungen von fast einer halben Milliarde Euro sieht sich ZF gezwungen, strukturelle Anpassungen vorzunehmen. Ein Drittel der 35 ZF-Werke in Deutschland könnte geschlossen werden, da einige Standorte nicht die erforderlichen Ergebnisse liefern. Die neue Umsatzprognose für 2024 wurde auf 40 bis 42 Milliarden Euro nach unten korrigiert, während die bereinigte EBIT-Marge nun zwischen 3 und 4 Prozent erwartet wird, nachdem sie zuvor bei 4,9 bis 5,4 Prozent angesetzt wurde, wie press.zf.com anmerkt.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Ausblick
Die rückläufigen Kundenabrufe und der signifikante Marktrückgang im Geschäft mit Antriebstechnologien sind Hauptgründe für die Anpassungen in der Umsatzprognose. ZF plant, verstärkt in Kernbereiche wie Fahrwerk, Nutzfahrzeug- und Industrietechnik sowie das Aftermarket-Geschäft zu investieren. Zudem suchen die Verantwortlichen nach Partnern im Segment „Aktive Sicherheit“, das Elektronik und Fahrerassistenzsysteme umfasst.
Der Ausblick auf das Jahr 2025 bleibt skeptisch. ZF erwartet einen Konzernumsatz von mehr als 40 Milliarden Euro und eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 3 und 4 Prozent. Das schwache Wirtschaftswachstum in der Eurozone und Deutschland sowie geopolitische Risiken bleiben jedoch eine große Herausforderung, die das Unternehmen bewältigen muss. Kritiker wie der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel warnen vor einem „stillen Sterben“ der Zulieferer und fordern eine stärkere Unterstützung der Regierung in dieser Krise, wie merkur.de berichtet.