
Am 31. Januar 2025 fand auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem eine Kranzniederlegung zum zehnjährigen Todestag von Richard von Weizsäcker statt. Die Zeremonie begann um 10:00 Uhr und wurde von hochrangigen Politikern besucht, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld. Richard von Weizsäcker, der von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von West-Berlin war und anschließend von 1984 bis 1994 das Amt des Bundespräsidenten innehatte, gilt als eine prägende Figur der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Die bekannteste Rede von Weizsäcker wurde am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag gehalten, anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes. In dieser Rede bezeichnete er den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“. Diese Aussage löste in der damaligen Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Diskussionen aus und verschaffte ihm internationale Anerkennung. Mit seinem klaren Bekenntnis zur deutschen Einheit setzte Weizsäcker wichtige Zeichen in einer Zeit, die von der Teilung und dem Kalten Krieg geprägt war. Tagesspiegel berichtet, dass Wegner von Weizsäcker als angesehenen Demokraten würdigte.
Eine Rede, die Geschichte schrieb
Die Rede, die als Meilenstein in der Aufarbeitung der NS-Zeit gilt, thematisiert die Ehrfurcht vor den Opfern des Nationalsozialismus und die Verantwortung der Deutschen für ihre Geschichte. Weizsäcker erinnerte an die sechs Millionen ermordeten Juden und stellte die unterschiedlichen Erfahrungen der Deutschen am 8. Mai 1945 dar: Rückkehr, Heimatlosigkeit, Befreiung oder Gefangenschaft. Die Notwendigkeit einer ehrlichen Reflexion über die eigene Geschichte betonte er eindringlich. Tagesschau hebt hervor, dass Weizsäcker die Rolle der Frauen und die Bedeutung der Versöhnung und des Friedens nach dem Krieg in den Vordergrund stellte.
Weizsäcker, geboren in eine Familie des altwürttembergischen Patriziats, trat 1954 der CDU bei. Er erlangte 1968 als Kandidat für das Bundespräsidentenamt große Aufmerksamkeit, scheiterte jedoch zunächst. 1984 wurde er Bundespräsident und zeigte in diesem Amt Stil und Form. Er kritisierte Parteien in Buch- und Interviewform, was seiner Popularität keinen Abbruch tat. Welt berichtet, dass er ein guter Zuhörer und Meister des Understatements war, was seine Amtsführung prägte.
Folgenschwere Ereignisse und Vermächtnis
Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 begleitete Weizsäcker die Wiedervereinigung Deutschlands und Berlins. Seine unermüdlichen Bemühungen um einen Neubeginn für Deutschland und Europa nach den Schrecken des Krieges blieben unvergessen. Er warnte jedoch vor überhöhten Erwartungen, die nach dem Mauerfall aufkamen. In den Jahren nach seiner Amtszeit blieb er eine moralische Autorität und engagierte sich unter anderem in einer Kommission zur Bundeswehrreform.
Die Erinnerung an Richard von Weizsäcker und sein Vermächtnis als Staatsmann wird durch seine Memoiren, in denen er von „Vier Zeiten“ spricht, lebendig gehalten. Sein Aufruf an die jüngere Generation, aus der Geschichte zu lernen und für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten, ist heute aktueller denn je. Mit seiner Rede am 8. Mai 1985 hat von Weizsäcker nicht nur die deutsche Erinnerungskultur geprägt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einem vereinten Europa geleistet.