
In der Region Rostock mehren sich die Berichte über Sichtungen von Wölfen, was sowohl Sorge als auch Faszination auslöst. Insbesondere die Entdeckung eines zerstückelten Kalbes auf einem Bauernhof in Riekdahl hat die Vermutung aufgeworfen, dass ein Wolf für den Vorfall verantwortlich sein könnte. Jagdpächter Achim Zinkann äußerte diese Besorgnis und sprach von einem möglichen Wolfsriss, während auf die Ergebnisse einer DNA-Analyse gewartet wird. Dieses Ereignis könnte ein Hinweis auf die Ankunft eines neuen Wolfsrudels in der Nähe von Rostock sein, was durch aktuelle Wärmebildaufnahmen unterstützt wird. Diese zeigen, dass die Population der Wölfe im Landkreis offenbar zunimmt. Nach den Einschätzungen von Torsten Wahl, dem Kreisjägermeister, handelt es sich bei den Sichtungen vor allem um junge, männliche Wölfe, die nach ihrer Geschlechtsreife umherstreifen und Distanzen von bis zu 85 Kilometern pro Nacht überwinden können. Seit 2019, als der erste Wolf zur forensischen Untersuchung geschickt wurde, sind die Wolfssichtungen im Landkreis spürbar gestiegen.
Wolfspopulation im Deutschland
Dem Nationalen Wolf-Monitoring zufolge konzentriert sich das Wolfsvorkommen in Deutschland hauptsächlich auf die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Laut aktuellen Daten gibt es in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 15 erfasste Rudel sowie ein Paar, wobei 14 dieser Rudel nachweislich erfolgreich Nachwuchs hatten. Das Monitoringjahr 2023/2024 liefert erneut Hinweise auf das Wachstum der Wolfspopulation in diesen Gebieten, da landesweit 209 Rudel erfasst und über 40 im aktuellen Erfassungszeitraum festgestellt wurden. Diese Zunahme lässt sich durch die Anstrengungen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) nachvollziehen, die alle Informationen validiert und zusammenführt. BFN berichtet, dass die Besonderheit dieser Daten in den klaren Nachweisrichtlinien besteht: Eindeutige Nachweise (C1) wie lebend gefangene Wölfe oder genetische Proben sind für die in Deutschland gültige Vorkommenskarte erforderlich.
Während Dr. Norman Stier, der Wolfsbeauftragte, feststellt, dass der Wolf derzeit noch keine große Rolle in Rostock und Umgebung spielt, zeigen die neuesten Sichtungen eine besorgniserregende Tendenz. In diesem Zusammenhang äußert sich der agrarpolitische Sprecher der CDU, Thomas Diener, besorgt über die möglichen Auswirkungen auf die Weidetierhaltung. Er fordert verantwortungsvolles Handeln und betrachtet den Wolf als reale Gefahr.
Die Unsicherheiten über die genaue Anzahl der Wölfe und deren Verhalten sorgen sowohl für Verunsicherung in der Bevölkerung als auch für die Notwendigkeit, die Überwachung der Wolfspopulation zu verstärken. Das Monitoring ist jedoch herausfordernd; die großen Reviere von bis zu 20.000 Hektar und die wandernden Wölfe machen es schwierig, klare Informationen über individuelle Tiere zu erhalten. Torsten Wahl sieht momentan zwar kein akutes Problem in seinem Zuständigkeitsbereich, mahnt jedoch zur Vorsicht und beobachtet die Entwicklung der Situation aufmerksam. Die Rückmeldungen der Bürger über Sichtungen spiegeln die gemischten Gefühle wider – Faszination über das Tier in freier Wildbahn und Sorge um die eigene Tierhaltung.