
Timmendorfer Strand sieht sich einer zunehmenden Herausforderung gegenüber: Während die Gemeinde für ihre Ferienwohnungen bekannt ist, fehlt es an Wohnraum für Einheimische. Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke (FDP) wird oft mit diesem Vorwurf konfrontiert, besonders bei öffentlichen Veranstaltungen. Ein aufmerksamer Bürger aus Niendorf brachte bei einer Podiumsdiskussion zur Sprache, dass in den letzten fünf Jahren kaum Maßnahmen gegen den akuten Wohnraummangel unternommen wurden. Partheil-Böhnke entgegnete jedoch, dass es bereits Fortschritte gebe und nannte drei konkrete Projekte zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
Am Barkholtredder haben die Abrissarbeiten bereits begonnen, um 132 neue Wohnungen zu schaffen. Ein weiteres Projekt am Vogelsang, das im Herbst 2023 abgeschlossen wurde, umfasst 88 Wohnungen in drei Gebäuden. In Niendorf wird im Neubaugebiet Blumenkoppel ebenfalls an der Schaffung von Wohnraum gearbeitet: Hier entstehen vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 58 Mietwohnungen. Das Richtfest wurde bereits gefeiert, und die Wohnungen, die öffentlich gefördert oder mit einem Mietdeckel versehen sind, werden voraussichtlich Anfang 2026 bezugsfertig sein.
Politische Strategien und Herausforderungen
Das Problem des Wohnraummangels ist nicht einzigartig für Timmendorfer Strand. In Deutschland ist dies eine dringende politische Herausforderung. Immobile Immobilienpreise sanken zwar seit Ende 2022, die Mietpreise stiegen jedoch unaufhörlich weiter. Die Bundesbank berichtete Anfang 2023, dass Immobilienpreise 25 bis 40 Prozent über dem angemessenen Wert liegen, insbesondere in großen Städten wie Berlin und München. Trotz einer allgemeinen Stabilisierung der Preise im zweiten Quartal 2023 bleibt die Verfügbarkeit von Wohnraum extrem begrenzt.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde von der Bundesregierung ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum ins Leben gerufen. Dieses Bündnis zielt darauf ab, Maßnahmen zur Entwicklung und Umsetzung von bezahlbarem Bauen zu fördern. Hierzu zählen unter anderem die Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus und die Vereinfachung der Genehmigungsprozesse. Über die Immobilienverwaltung des Bundes soll außerdem Bauland günstig an gemeinnützige Bauträger vergeben werden. Dies soll verhindern, dass Spekulanten den Markt dominieren.
- Bauzinsen bleiben auf hohem Niveau und beeinflussen damit die Mietpreise, die im Vergleich zum Vorjahr um über 6% zugenommen haben.
- Die Bauministerin Klara Geywitz erklärte das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen für 2023 als unerreichbar.
- Zusätzliche Lösungsansätze umfassen die Umnutzung von Brachflächen und die staatliche Förderung von Wohnungstauschen zwischen Senioren und jungen Familien.
Partheil-Böhnke räumt ein, dass neue Wohnungen schnell vergeben sind und rät interessierten Bürgern zur frühzeitigen Bewerbung. Trotz dieser Bemühungen sieht sich Timmendorfer Strand auch mit Widerstand der Bevölkerung konfrontiert, insbesondere wenn es um den Kauf von Grundstücken für neue Bauprojekte geht. Die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum geht also weiter, sowohl lokal als auch auf nationaler Ebene.