
In der Gemeinde Wilstedt war die Hoffnung auf eine saubere Heizlösung für die Gaststätte „Giovanni“ und die dazugehörige Wohnung groß. Geplant war der Anschluss an das Nahwärmenetz der Nawaro Biogas WBO. Die Samtgemeinde Tarmstedt plante, 10.000 Euro für diesen Anschluss auszugeben, und Nawaro wollte den gleichen Betrag beisteuern. Diese Vereinbarung wurde Ende 2024 getroffen, aber die Summe steht nun nicht mehr zur Verfügung. Verwaltungschef Oliver Moje bestätigte, dass das Projekt gescheitert ist, und so müssen die Betroffenen weiterhin auf eine veraltete Erdgasheizung zurückgreifen. Um die Heizkosten zu reduzieren, nutzt der Pächter zusätzliche Elektroheizungen, die jedoch die Stromkosten erheblich erhöhen.
Die Gründe für das Scheitern sind uneinheitlich und werden von Kommunalpolitikern nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Ein Teil des Samtgemeinderates hatte die geschätzten Kosten von insgesamt 20.000 Euro als übertrieben eingestuft und hinterfragte die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Das Thema wird nun vertagt, um weitere Informationen zu sammeln und öffentlich im Fachausschuss zu besprechen. Der Rückzug von Nawaro wurde in einer nicht öffentlichen Ratssitzung von Bürgermeister Moje verkündet.
Probleme in der Umsetzung
Nawaro-Betriebsleiter Heiko Gerken erklärte, dass die Verzögerung und politische Fragen das Projekt unwirtschaftlich gemacht hätten. Zukünftig plant Nawaro die Gründung einer Energiegenossenschaft in Wilstedt, die ab 2027 ein Nahwärmenetz betreiben soll. Diese Genossenschaft könnte die Gaststätte „Giovanni“ mit Wärme versorgen. Allerdings müsste die Samtgemeinde Tarmstedt der Genossenschaft beitreten, da sie auch Trägerin der Grundschule und des Horts sowie für das Feuerwehrhaus zuständig ist.
Das Thema Nahwärme ist in Deutschland ein wachsendes Anliegen, denn über 200 Energiegenossenschaften betreiben Nahwärmenetze, viele davon nutzen Biogas zur Wärmeversorgung. Angesichts der wachsenden Herausforderungen, einschließlich steigender Kosten und bürokratischer Anforderungen, zeigt eine Analyse der Agentur für Erneuerbare Energien e.V., dass die Zukunft dieser Gemeinschaften ungewiss ist. Viele Biogasanlagen stehen vor dem Ende der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Chancen für Energiegenossenschaften
Eine verlässliche Wärmeversorgung könnte langfristig durch die Kombination von Nahwärmenetzen und Biogasanlagen gesichert werden. Ein bestehendes Wärmenetz kann den wirtschaftlichen Betrieb der Biogasanlage unterstützen und damit die Heizkosten für Abnehmer reduzieren. In einem Beispiel aus Degersheim zeigt sich, dass über 47 Anschlussnehmer mit einer Wärmeabnahme von 2.100.000 kWh pro Jahr versorgt werden können, dank eines effizient gesteuerten Nahwärmenetzes, das ausschließlich auf Biogas setzt. Die Nutzer profitieren von fast 50 Prozent geringeren Heizkosten im Vergleich zu herkömmlichen Heizmethoden.
Um die Herausforderungen zu bewältigen, sollten Energiegenossenschaften frühzeitig aktiv werden und in Zusammenarbeit mit wärmeliefernden Unternehmen neue Zukunftsperspektiven entwickeln. Das Nahwärmenetz könnte eine zentrale Rolle in der Energiewende spielen, vorausgesetzt, es entstehen vorteilhafte Rahmenbedingungen seitens der politischen Entscheidungsträger.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Gemeinde Wilstedt vor einer schwierigen Situation steht. Während ein Projekt zur Verbesserung der Wärmeversorgung für die Gaststätte „Giovanni“ gescheitert ist, so bieten sich dennoch neue Möglichkeiten durch die geplante Energiegenossenschaft, die langfristig eine nachhaltige Wärmeversorgung sicherstellen könnte.