
Wilhelm König, ein engagierter Mundartsammler und Dichter aus Reutlingen, wurde heute mit der Goldenen Staufermedaille ausgezeichnet. Diese höchste Auszeichnung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten würdigt Königs unermüdliches Engagement für die Förderung und Bewahrung der Mundart. Seine Leidenschaft für die Dialekte, insbesondere für den schwäbischen, zeigt sich nicht nur in seiner Sammlung von über 8000 Exponaten, sondern auch in zahlreichen eigenen Gedichten, die er in Mundart veröffentlicht hat.
Königs Einfluss auf die Mundartkultur reicht bis ins Jahr 1978 zurück, als er die Mundartgesellschaft Württemberg gründete. Seit 1980 gibt er die Zeitschrift „schwädds“ heraus, die als Plattform für Dialektliteratur dient. In der vergangenen Zeit wurde seine bedeutende Sammlung vom Neuen Kloster in Bad Schussenried an die Pädagogische Hochschule Weingarten überführt. Diese Sammlung, die Bücher, Kalender, Zeitschriften sowie Schallplatten und Kassetten umfasst, ist von großer Bedeutung für die Forschung und die Öffentlichkeit, da das Mundartarchiv Wilhelm König in der Hochschulbibliothek zugänglich ist.
Die Bedeutung des Dialekts
Während der Verleihung der Staufermedaille gratulierte Professorin Dr. Karin Schweizer, Rektorin der PH Weingarten, dem Geehrten und betonte die essentielle Rolle des Dialekts für die Heimat und Identifikation der Menschen. Königs Beitrag zur Bewahrung des Dialekts ist nicht nur lokal, sondern hat auch überregionale Relevanz, da viele Menschen in Deutschland ihre regionale Identität über die Sprache und Mundart erleben.
Im Kontext der Dialektforschung gewinnen diese Bemühungen zusätzlich an Bedeutung. Das DFG-Projekt „Phonotaktik der Dialekte in Deutschland“ zielt darauf ab, die phonotaktisch-phonologische Erschließung der deutschen Dialekte voranzutreiben. Dieses Forschungsprojekt untersucht die areale Diversität der deutschen Sprache und ist darauf ausgelegt, Forschungslücken in der Kombination von Lauten sowie der prosodischen Strukturierung von phonologischen Einheiten zu schließen. Ein übergeordnetes Ziel ist die erstmalige Dokumentation und Analyse phonotaktischer Strukturen der deutschen Dialekte.
Forschung und Sprachbewahrung
Eine der zentralen Fragen des Projekts lautet: „In welchem Maße sind phonotaktische Strukturen für die Dialekte des Deutschen raumbildend?“ Hierzu wird ein Korpus von etwa 350.000 Wörtern auf der Basis gesprochener Sprache erstellt, das linguistisch für phonotaktische Analysen auf verschiedenen Ebenen aufbereitet wird. Solche Projekte bieten die Möglichkeit, die vielfältigen Lautabfolgen in den Dialekten im Vergleich zur Hochsprache zu untersuchen und tragen zur Aufdeckung der phonetisch-phonologisch und morphologisch motivierten Ordnungsprinzipien bei.
Die aktuellen Entwicklungen in der Forschung und das Engagement von Persönlichkeiten wie Wilhelm König sind entscheidend für die Erhaltung und das Verständnis der Dialektvielfalt in Deutschland. Sowohl die kulturelle als auch die akademische Perspektive auf die Mundart bleibt somit von großer Bedeutung für die Identität und den Zusammenhalt der Gemeinschaften.