
Die finanzielle Situation der Gemeinde Westhausen ist angespannt. Für das Haushaltsjahr 2025 erwartet die Gemeinde, erstmals seit Jahren mehr Ausgaben als Einnahmen zu verzeichnen. Die prognostizierten Einnahmen belaufen sich auf 19,6 Millionen Euro, während die geplanten Ausgaben bei 20,3 Millionen Euro liegen. Der Kämmerer Patrick Müller schätzt, dass die Gewerbesteuereinnahmen auf 4,7 Millionen Euro sinken werden, was einem Rückgang von 1,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bürgermeister Markus Knoblauch führt die stark gestiegene Kreisumlage als Hauptursache für das Defizit an. Diese könnte um 700.000 Euro auf insgesamt 4,3 Millionen Euro steigen.
Trotz dieser finanziellen Herausforderungen plant die Gemeinde, keine Steuern oder Gebühren zu erhöhen, um die Bürger zu entlasten. Stattdessen erwägt das Rathaus eine Kreditaufnahme von bis zu einer Million Euro, um vitalen Investitionen zu ermöglichen. Insgesamt wird ein Investitionsvolumen von 10 Millionen Euro angestrebt, wovon allein 7 Millionen Euro in den Ausbau des gigabitfähigen Internets fließen sollen.
Wichtige Investitionen und Verwaltungsausgaben
Die Verwaltungsausgaben für 2025 sind ebenfalls hoch. Die Personalkosten belaufen sich auf rund 6,25 Millionen Euro, was eine Steigerung von 350.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Weitere signifikante Ausgaben sind:
- Kreisumlage: 4,3 Millionen Euro
- Unterhalt von Grundstücken und Gebäuden: 2,6 Millionen Euro
- Finanzausgleichsumlage: 2,65 Millionen Euro
- Abschreibungen: 2,2 Millionen Euro
- Steuern, Versicherungen und Verwaltungskosten: 1,15 Millionen Euro
Angesichts dieser Ausgaben bleibt der Pro-Kopf-Verschuldungsgrad der Gemeinde mit 782 Euro jedoch deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Dies verdeutlicht die Bemühungen der Gemeindeverwaltung, die Finanzen im Rahmen zu halten, trotz der sinkenden Einnahmen.
Einblick in die kommunale Finanzlage
Die Herausforderungen in Westhausen sind nicht einmalig, sondern spiegeln eine tiefere Problematik wider, die viele Kommunen in Deutschland betrifft. Laut einer Studie des Deutschen Städtetags wird der finanzielle Druck auf die Kommunen immer stärker. So wird für das laufende Jahr ein Defizit von 13,2 Milliarden Euro prognostiziert, was eine Verdopplung im Vergleich zu Vorjahren darstellt. Diese Entwicklungen sind unter anderem auf steigende Sozialausgaben, Inflation und unzureichende Finanzierung öffentlicher Aufgaben zurückzuführen.
Westhausen sieht sich gleichzeitig erhöhten Belastungen ausgesetzt und versucht dennoch, wichtige Projekte wie den Ausbau der Infrastruktur und die Modernisierung öffentlicher Einrichtungen voranzutreiben. Die Investitionen umfassen unter anderem:
- 3 Millionen Euro für den Breitbandausbau
- 2 Millionen Euro für ein neues Feuerwehrhaus und einen Polizeiposten
- 860.000 Euro für die Modernisierung der Kläranlage
- 745.000 Euro für die Sanierung der Propsteischule
- 250.000 Euro für die energetische Sanierung des Freibades
Dennoch bleibt unklar, wie diese ambitionierten Projekte bei sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten realisiert werden können. Die Gemeinde Westhausen wird daher in der kommenden Zeit einen schwierigen Balanceakt zwischen notwendigen Investitionen und der finanziellen Realität durchführen müssen.