
Im Jahr 2024 verzeichnete Bayern einen Rückgang der Kirchenaustritte, der sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche betrifft. Laut tz.de traten 87.184 Menschen aus der katholischen Kirche aus, während 39.486 Personen die evangelische Kirche verließen. Diese Zahlen zeigen, dass Bayern die höchste Zahl an Austritten aus der katholischen Kirche in Deutschland hat. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen traten im selben Jahr lediglich 86.946 Katholiken aus.
Der Rückgang ist bemerkenswert, besonders im Licht der vorhergehenden Jahre. 2023 verließen 106.663 Menschen die katholische Kirche in Bayern, und im Rekordjahr 2022 waren es sogar 153.586 Austritte. Der Anstieg in 2022 wurde maßgeblich durch ein Gutachten zu Missbrauchsfällen sowie einen Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie beeinflusst.
Mitgliederzahlen und finanzielle Auswirkungen
Aktuell gehören etwa 5,5 Millionen Menschen der katholischen Kirche in Bayern an, während die evangelische Kirche gut 2 Millionen Mitglieder zählt. Für 2024 sind interessante Entwicklungen zu verzeichnen: 340 neue Mitglieder traten der katholischen Kirche bei, 1.455 Menschen wurden wieder aufgenommen und 38.123 Taufen wurden durchgeführt. Die evangelische Landeskirche verzeichnete 2.025 Eintritte und 13.633 Taufen, was 2.983 weniger als im Vorjahr ist.
Die sinkenden Mitgliederzahlen haben nicht nur Auswirkungen auf die Gemeinschaft, sondern auch auf die Finanzen der Kirchen. Diese Rückgänge führen zu finanziellen Einschnitten, die sich in Einschränkungen bei verschiedenen kirchlichen Angeboten niederschlagen können.
Gründe für den Kirchenaustritt
Die Gründe für Kirchenaustritte sind vielschichtig. Auswertungen, die auf der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) basieren, zeigen, dass etwa 40 % der Konfessionsfreien in Deutschland nie Kirchenmitglieder waren, während 60 % ehemalige Mitglieder sind. Rund 55 % der Ausgetretenen waren zuvor Teil der evangelischen Kirche, wohingegen 41 % katholisch waren. Besonders stark vertreten sind ältere Altersgruppen, insbesondere Personen zwischen 45 und 74 Jahren.
Eine Untersuchung zeigt, dass 63 % der Ausgetretenen die Kirchensteuer als einen führenden Grund für ihren Austritt angeben. Für vormalige Katholiken sind häufige Gründe das Gefühl der Unglaubwürdigkeit der Kirche (83 %), der Schutz von Schutzbedürftigen (82 %) sowie Ärger über kirchliche Stellungnahmen (76 %). Bei ehemaligen Evangelischen ist Unglaubwürdigkeit ebenfalls ein häufig genanntes Argument (68 %), gefolgt von der Ansicht, dass man keine Religion benötigt (60 %).
Insgesamt verdeutlichen die Kirchenaustritte einen signifikanten Trend zur Säkularisierung in Deutschland. Fowid hebt hervor, dass die Abwanderung von Mitgliedern eine erhebliche finanzielle Auswirkung auf die Kirchen hat. Ohne die Austritte hätten die Kirchen im Jahr 2023 rund 5 Milliarden Euro mehr an Kirchensteuer eingenommen.
Die Entwicklung der Kirchenaustritte in Bayern und Deutschlands im Allgemeinen steht somit im Kontext einer tiefen gesellschaftlichen Veränderung, die weitreichende Konsequenzen für das Leben und die Strukturen der Kirchen hat.