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Warnstreiks in Berlin-Brandenburg: Postmitarbeiter fordern mehr Lohn!

In Berlin-Brandenburg treten Beschäftigte der Brief- und Paketverteilzentren zu Warnstreiks auf. Die Proteste finden von Dienstagabend bis Mittwoch früh statt, um gegen unzureichende Arbeitgeberangebote im Tarifstreit zu kämpfen.

In der Region Berlin-Brandenburg sind die Beschäftigten der Brief- und Paketverteilzentren derzeit zu großangelegten Warnstreiks aufgerufen. Diese Aktionen finden von Dienstagabend bis Mittwoch früh statt und betreffen insbesondere Standorte wie Rüdersdorf, Börnicke, Ludwigsfelde, Schönefeld und Stahnsdorf. Normalerweise werden an diesen Orten in den Nachtstunden wichtige Sendungen für die Auslieferung bearbeitet, was die Auswirkungen der Streiks erheblich verstärken dürfte. rbb24 berichtet, dass der Hintergrund dieser Warnstreiks in einem anhaltenden Tarifstreit liegt.

Benita Unger, die Landesbezirksfachbereichsleiterin von Postdiensten, äußerte sich kritisch zu dem Angebot, das Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde vorgelegt haben. Sie bezeichnete es als unzureichend und warnte vor möglichen Reallohnverlusten für die Beschäftigten. Das Arbeitgeberangebot sieht eine Laufzeit von 27 Monaten mit gestaffelten Entgeltsteigerungen von 3,8 Prozent vor, was im Vergleich zu den Forderungen der Gewerkschaft Verdi deutlich abgehängt ist.

Forderungen der Gewerkschaft Verdi

Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Entgeltsteigerung von sieben Prozent bei einer Laufzeit von nur zwölf Monaten sowie weitere Vorteile für die Beschäftigten. Dazu gehören drei zusätzliche Tage Urlaub sowie ein zusätzlicher Urlaubstag ausschließlich für Verdi-Mitglieder. Diese Forderungen sollen einen Ausgleich zu den hohen Lebenshaltungskosten bieten, die viele Beschäftigte derzeit belasten. Andrea Kocsis, eine Vertreterin von Verdi, betont, dass deutliche Lohnsteigerungen notwendig seien, um die Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Die Einkommen der Mehrheit der Beschäftigten bei der Deutschen Post AG liegen bereits unter dem mittleren Einkommen in Deutschland, was den Druck auf die Gewerkschaft weiter erhöht.

Die nächste Tarifverhandlungsrunde ist für den 3. März geplant. In einem größeren Kontext sind die Warnstreiks Teil einer bundesweiten Bewegung. Der erste große Warnstreik fand am 28. Januar statt, gefolgt von weiteren Aktionen in ländlichen Regionen aller Bundesländer, mit Ausnahme der Stadtstaaten. Mit Beginn des 4. Februar wurden ganztägige Streiks in mehreren Bundesländern durchgeführt, was die Aufmerksamkeit auf die wachsenden Spannungen im Sektor lenkt. Trotz dieser Streiks ist die Zustellung der Wahlunterlagen für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gesichert, wobei viele Bürger die Briefwahl in Anspruch nehmen, was zusätzliche logistische Herausforderungen mit sich bringt.

Der Einfluss von Tarifverhandlungen auf den Arbeitsmarkt

Die Tarifverhandlungen an sich sind Teil eines komplexen Sets wirtschaftlicher Bedingungen in Deutschland. Laut einer Analyse der Bundeszentrale für politische Bildung, ist der Abdeckungsgrad der Tarifverträge in Deutschland in den letzten Jahren gesunken. Von 67 Prozent im Jahr 2000 ging der Abdeckungsgrad bis 2018 auf 54 Prozent zurück. Diese Entwicklung wirkt sich direkt auf die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften aus. Insbesondere im öffentlichen Sektor sowie in Bereichen wie Finanzdienstleistungen und Energieversorgung gibt es noch vergleichsweise hohe Tarifbindungsgrade.

Im internationalen Vergleich zeigt sich Deutschland als eher wenig streikfreudig. Während in Frankreich die Streikfrequenz erheblich höher ist, mit 114 Arbeitstagen pro 1.000 Beschäftigten, liegen die Zahlen in Deutschland bei nur 18 Tagen. Dies hat Auswirkungen auf die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften, die oft auf stärkeren Druck aus dem europäischen Ausland angewiesen sind, um ihre Forderungen durchzusetzen. Mit den aktuellen Warnstreiks könnte sich die Situation jedoch ändern und zu einer signalhaften Bewegung im deutschen Arbeitsmarkt führen. ver.di und bpb verdeutlichen, wie wichtig diese Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im gesamten Sektor sind.

Referenz 1
www.rbb24.de
Referenz 2
www.verdi.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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