
Im aktuellen Bundestagswahlkampf rückt das Thema Wohnen zunehmend in den Hintergrund, trotz dessen, dass es für viele Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung ist. Laut SWR herrscht eine angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt, die vor allem durch steigende Mieten und einen begrenzten Wohnraum gekennzeichnet ist. Experten und Verbände fordern deshalb mehr politisches Engagement für das Wohnen. Insbesondere der Mieterbund Baden-Württemberg warnt vor den Folgen explodierender Mietpreise und dem Mangel an verfügbaren Wohnungen.
Erhebliche Sorgen weckt eine Studie des Pestel-Instituts, die prognostiziert, dass in Baden-Württemberg bis 2030 etwa 200.000 Sozialwohnungen fehlen könnten. Trotz der Dringlichkeit des Themas stehen die zwei dominierenden Wahlkampf-Themen, Wirtschaft und Migration, im Fokus. Soziologe Mark Schwarz von der Universität Stuttgart betont, dass das Thema Wohnen im öffentlichen Diskurs oft untergeht, während verschiedene Parteien unterschiedliche Ansätze in ihren Programmen verfolgen. Beispielsweise setzen die SPD, die Grünen, die Linke und der BSW auf Mietpreisbegrenzungen, während die Union, AfD und FDP eine beschleunigte Bauweise fordern.
Fehlende Sozialwohnungen und steigender Bedarf
Die Situation auf dem Markt für Sozialwohnungen ist alarmierend, denn die Zahl der Sozialwohnungen nimmt seit Jahren ab, während der Bedarf erheblich steigt. Laut Tagesschau fordern Verbände milliardenschwere Investitionen und Kostensenkungsmaßnahmen. In Berlin-Lichtenberg entsteht ein neues Quartier, das mehrheitlich aus Sozialwohnungen besteht, und Gewobag lässt 1.500 Wohnungen in Modularbauweise errichten, die günstiger und schneller zu bauen sind. Diese Bauweise hat den Vorteil, dass die Räume komplett fertig angeliefert werden, was die Bauzeit auf der Baustelle erheblich verkürzt.
Allerdings können diese Lösungen hauptsächlich nur in Neubauprojekten umgesetzt werden, nicht bei Nachverdichtungen. In Deutschland fehlen derzeit rund 550.000 Wohnungen, insbesondere solche, die für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar sind. Die Studie des Pestel-Instituts prognostiziert weiterhin einen steigenden Bedarf bis 2035. Ein Appell des Bündnisses Soziales Wohnen an die Bundesregierung fordert beispielsweise die Schaffung von 100.000 neuen Sozialbauwohnungen pro Jahr, während die letzte Regierung lediglich 23.000 neue Sozialwohnungen realisierte.
Wichtige Daten und Statistiken zum Wohnen
Die amtliche Statistik liefert grundlegende Daten zum Wohnungsbestand in Deutschland. Nach Informationen von Destatis werden Einfamilienhäuser als Gebäude mit einer Wohnung erfasst, während Häuser mit Einliegerwohnung als Gebäude mit zwei Wohnungen zählen. Jährlich wird die Anzahl der Wohnungen und Gebäude aktualisiert, wodurch umfassende Daten über die Wohnsituation in Deutschland bereitgestellt werden können.
Die vielseitigen Erhebungen bieten zudem Einblicke in die finanziellen Belastungen durch die Wohnsituation und die durchschnittlichen Mieten. Dabei wird die Nettokaltmiete, die vereinbarte monatliche Miete ohne Nebenkosten, erfasst, und die Bruttokaltmiete, die sich aus Nettokaltmiete und kalten Nebenkosten zusammensetzt. Diese differenzierten Daten sind für vielerlei Zwecke stark von Bedeutung, vor allem in Zeiten einer Immobilienkrise.
Ob das Thema Wohnen nach der Bundestagswahl mehr Beachtung findet, bleibt abzuwarten. Die Positionen der Parteien lassen jedoch auf ein divergierendes Engagement für eine Verbesserung der Wohnsituation in Deutschland schließen.