
Die Kölner Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen drei Männer, die beschuldigt werden, im Jahr 2016 einen versuchten Ehrenmord begangen zu haben. Im Fokus stehen ein 30-jähriger Bruder und der 57-jährige Vater des Geschädigten, die in einem abgelegenen See in Neubrück die Umstände des Vorfalls entscheidend prägten. Der Hintergrund für die brutale Tat liegt in einer Liebesbeziehung des Geschädigten zu einer Frau, die von ihrer Familie, insbesondere von Vater und Bruder, missbilligt wurde.
Die beiden Angeklagten sollen den Geschädigten aus einem Flüchtlingsheim in Darmstadt abgeholt und an den See gebracht haben. Dort eskalierte die Situation, als der 57-Jährige, ausgestattet mit weißen Gummihandschuhen, seinem Sohn ins Gesicht schlug. Dies war jedoch erst der Anfang der Gewalttat. Der Geschädigte wurde mit einem Messer am Hals bedroht und zwei Mal gestochen, bevor er in den See geschubst wurde. Glücklicherweise gelang es ihm, selbstständig ans Ufer zu schwimmen, obwohl die Verletzungen, die er erlitt, eine Nacht auf der Intensivstation notwendig machten, sie waren jedoch nicht lebensgefährlich.
Ermittlungen und Wiederaufnahme des Verfahrens
Ursprünglich war das Verfahren nach dem Vorfall eingestellt worden, da der Geschädigte seine Vorwürfe zurückzog. Doch durch neue Zeugenaussagen kam es 2018 zur Wiedererhebung der Anklage. Diese Wendung deutet auf ein verändertes Umfeld hin, in dem das Thema „Ehrenmorde“ zunehmend in den Fokus der Gesellschaft rückt. Der Begriff selbst ist von komplexen Definitionen und deren Abgrenzung zu anderen Tötungsdelikten geprägt, was in einer empirischen Untersuchung des BKA anlässlich der Integration von Migranten aus islamischen Ländern diskutiert wird. Laut einer Untersuchung des Freiburger Max-Planck-Instituts könnten die jährlichen „Ehrenmorde“ in Deutschland deutlich höher sein, als oft angenommen.
Die Anklage spricht in diesem Fall von einem versuchten Mord aus niederen Beweggründen. Der Vorsitzende Richter am Kölner Landgericht könnte auch das Mordmerkmal der Heimtücke in Betracht ziehen. Die Angeklagten stehen also unter erheblichem Druck, da ihnen mehrere Jahre Gefängnis drohen. Trotz der Schwere der Vorwürfe blieben die Tatverdächtigen nach dem Vorfall auf freiem Fuß, da das Gericht vorrangig mit anderen Haftsachen beschäftigt war.
Prozessauftakt und mögliche Strafen
Der Prozessauftakt, der bereits großes öffentliches Interesse geweckt hat, zeigt die angespannte gesellschaftliche Diskussion über Ehrenmorde und deren rechtliche Verarbeitung. Dabei sind die Anklagevertreter optimistisch, dass die gesammelten Beweise und Zeugenaussagen im Gericht überzeugen werden. Die Verteidigung der Angeklagten hingegen hat eine Verfahrenseinstellung wegen der langen Verfahrensdauer und der psychischen Belastung der Angeklagten beantragt. Der Richter wies diese Anträge jedoch zurück, ließ sich jedoch die Möglichkeit offen, eine Verzögerung möglicherweise strafmildernd zu berücksichtigen. Das Urteil wird in etwa einem Monat erwartet und könnte eine weitere wichtige Markierung im Umgang mit solch schweren Vorwürfen darstellen.
In Anbetracht der bisherigen Entwicklungen wird deutlich, dass dieser Fall nicht nur rechtliche, sondern auch gesellschaftliche Implikationen hat. Die Problematik von Ehrenmorden sowie deren Definition und Abgrenzung bleibt ein brisantes Thema in Deutschland, wie auch die Untersuchung des BKA zeigt, die darauf abzielt, die subjektive Einschätzung und die quantitativen Erhebungen zu verbessern. Der Prozess könnte zur Klärung wesentlich beitragen, wie ähnliche Taten künftig behandelt werden.
ksta.de berichtet, dass …
bka.de erklärt die Hintergründe zu „Ehrenmorden“ in Deutschland.