
Im Ukraine-Konflikt zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Russische Streitkräfte nutzen ungesicherte US-Militärsatelliten zur Kommunikation. Diese Satelliten, bekannt als UHF Follow-On (UFO), wurden zwischen 1993 und 2003 ins All gebracht und operieren im UHF-Spektrum als einfache Funkverstärker. Durch die unverschlüsselten Übertragungen erhalten auch nicht-militärische Nutzer, darunter russische Soldaten, Zugriff auf diese Kommunikationsmittel, wie t-online.de berichtet.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist der YouTube-Kanal „saveitforparts“, der unverschlüsselte russische Funkgespräche über WebSDR-Streams berichtet. Diese Plattform ermöglicht es, Funksignale in Echtzeit über das Internet zu empfangen und auszuwerten. Gabe Emerson, der Betreiber des Kanals, dokumentiert, dass russische Soldaten über ihre schwierige Lage und eroberte Gebiete klagen. Über andere Frequenzen wurden russische Propaganda und Musik empfangen. Auch Versuche, diese Funksignale zu stören, blieben nicht aus.
Gräueltaten und Kriegsverbrechen
Neben der Problematik ungesicherter Kommunikation ist die Abhörung russischer Funksprüche durch den Bundesnachrichtendienst (BND) von besonderem Interesse. Laut tagesschau.de enthielten diese Funksprüche Hinweise auf Gräueltaten, die von paramilitärischen Einheiten in der Nähe von Kiew verübt wurden. Die Abhörprotokolle dokumentieren grausame Morde an Zivilisten, darunter auch eine spezifische Erwähnung der Ermordung einer Person, die von ihrem Fahrrad erschossen wurde.
Ein Luft-Sturm-Regiment sowie weitere Verbände der russischen Armee könnten in diese Verbrechen verwickelt sein. Der Kreml bestreitet jegliche Verantwortung für diese Taten, während der BND plant, seine Erkenntnisse dem Generalbundesanwalt zur Verfügung zu stellen, um die Ermittlungen zu Kriegsverbrechen voranzutreiben. Dies geschieht in einem Kontext, in dem geflüchtete Menschen in Deutschland aufgerufen werden, relevante Hinweise zu geben, und in der Ukraine zudem Bild- und Filmaufnahmen über die App „Eyewitness to Atrocities“ hochgeladen werden können.
Medien im Krieg
Eine weitere Dimension zur Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt bringt die Diskussion um die Rolle der Medien in Kriegszeiten. Michael Haller, Medienwissenschaftler und Direktor des Europäischen Instituts für Journalismus- und Kommunikationsforschung, hat in einem Vortrag darauf hingewiesen, dass militärische Strategien oft die Sichtweise der Berichterstattung prägen. Historisch gesehen haben westliche Medien in Konflikten wie dem Koreakrieg häufig die militärischen Narrative unterstützt und eigene kritische Ansätze vernachlässigt. Dies wird in dem Artikel von Deutschlandfunk Nova angesprochen.
Haller warnt, dass in Demokratien mit unabhängigem Journalismus die Deutungshoheit riskant ist, da militärische Informationen wertvolle Strategieanpassungen für den Gegner darstellen könnten. Dennoch beweist die vergangene Berichterstattung, dass es keine stichhaltigen Beweise für diese Befürchtungen gibt. Aktuelle journalistische Praktiken sind stark von transatlantischen Werten beeinflusst, was wiederum die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg prägt.