
Im Zuge der Bundestagswahl in Deutschland sind die Reaktionen auf die Wahlergebnisse in Mecklenburg-Vorpommern heftig. Bernd Herrgott, ein Hotelier aus Ahlbeck, berichtet von Gästen, die ihre geplanten Urlaube im Hotel Strandhus absagen. Der Grund: das überraschende Ergebnis, bei dem die AfD 35 Prozent der Stimmen erhielt. Dieses Wahlergebnis hat nicht nur Herrgott, sondern die gesamte Branche auf Usedom erschüttert.
Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, bestätigt die Stornierungswelle und gibt an, dass sämtliche Hoteliers in der Region von ähnlichen Rückmeldungen betroffen sind. „Es gibt täglich Stornierungen mit der Begründung „AfD“, die Branche wird davon massiv beschäftigt“, so Schwarz. Ihm zufolge ist dies kein Einzelfall; viele Reisende meiden aufgrund politischer Verhältnisse bestimmte Urlaubsziele.
Angst und Unsicherheit unter Gästen
Die Sorgen der Gäste gehen jedoch über bloße Buchungsstornierungen hinaus. Eine Anruferin äußerte, dass sie sich mit ihrem dunkelhäutigen Mann in Anbetracht der Wahlergebnisse unsicher fühle. Diese Ängste spiegeln eine tiefere gesellschaftliche Erschütterung wider, die sich in den Urlaubsplänen der Menschen niederschlägt. Ein Ehepaar aus Schleswig-Holstein storniert ebenfalls seinen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern, um ein Zeichen gegen die AfD zu setzen.
Während Bernd Herrgott versucht, stornierenden Gästen neue Perspektiven aufzuzeigen, gibt es auch andere Stimmen. Carsten Willenbockel, der Geschäftsführer des Steigenberger Hotels Heringsdorf, sieht keine messbaren Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Buchungen. Er betont, dass die Mehrheit der Gäste aus den östlichen Bundesländern komme und die aktuelle Situation somit nicht auf alle Hoteliers zutreffe.
Politik und Reisewahl: Eine Umfrage zeigt Tendenzen
Eine Umfrage der Ostsee-Zeitung fragt die Bevölkerung, ob politische Verhältnisse einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl des Reiseziels haben. Die Reaktionen sind vielschichtig. Viele Gästen scheinen bereit, ihre Urlaubsziele auf der Grundlage politischer Entwicklungen zu überdenken. Die Umfrage läuft bis zum 13. März 2025 und beinhaltet die Verlosung eines 10-Euro-Amazon-Gutscheins unter den Teilnehmern.
Diese Entwicklungen werfen ein grelles Licht auf die Wechselwirkungen zwischen Politik und Tourismus. Nach den massiven Störungen durch die Covid-19-Pandemie, die den Tourismussektor schwer getroffen hat, scheinen weitere Herausforderungen zu entstehen. Die Pandemie führte 2020 zu einem Rückgang der internationalen Touristen-Ankünfte um 74 Prozent im Vergleich zu 2019, was die Lage der Hoteliers in Deutschland weiter verschärft hat.
Dies zeigt, wie fragil die Beziehungen zwischen Gästen und Gastgebern sind und wie externe politische Faktoren das Buchungsverhalten beeinflussen können. In einer Zeit, in der die Tourismusbranche sich mühsam von den Folgen der Pandemie zu erholen versucht, stellen die aktuellen politischen Entwicklungen eine zusätzliche, möglicherweise schwerwiegende Herausforderung dar.
Insgesamt ist zu beobachten, dass die Sorgen der Hoteliers und Gäste in Mecklenburg-Vorpommern weit über einfache Buchungszahlen hinausgehen, und die politischen Resultate der Bundestagswahl ein neues Unsicherheitsgefühl hervorrufen.