
Die politischen Entwicklungen in Mecklenburg-Vorpommern werfen derzeit Fragen auf, die auch die Tourismusbranche betreffen. Nach dem überraschenden Wahlergebnis der AfD, die bei der Bundestagswahl etwa 35 Prozent der Stimmen in Mecklenburg-Vorpommern erhielt und somit zur stärksten Partei wurde,mehren sich die Berichte über angebliche Stornierungen von Urlaubsreisen an der Ostsee.
Der Dehoga-Landeschef Lars Schwarz äußerte sich zu den Spekulationen und konnte Gerüchte über eine Stornowelle nicht bestätigen. „Ich staune, was mir in den Mund gelegt wurde“, sagte er in einem Interview mit Focus. Berichten zufolge hätten Urlauber aufgrund des AfD-Wahlergebnisses darüber nachgedacht, ihre Reisen zu stornieren. Schwarz wies jedoch darauf hin, dass die tatsächlichen Buchungszahlen einen anderen Trend zeigen.
Keine spürbaren Stornierungen
Hotels in der Region melden bisher keine signifikanten Stornierungen im Zusammenhang mit dem Wahlergebnis. Laut Schwarz seien Wetterbedingungen und Krankheitswellen deutlich einflussreicher auf die Hotelbuchungen. Das gilt auch für Tobias Woitendorf, den Chef des Tourismusverbands, der keine massiven Stornierungen beobachtet hat und die Verbindung zwischen Wahlverhalten und Reiseverhalten als marginal bezeichnet.
Obwohl vereinzelte Urlauber Nachfragen zu den politischen Entwicklungen stellen, bleibt unklar, ob diese Anfragen von tatsächlichen Gästen stammen.
Die Branche ist gleichzeitig mit Herausforderungen konfrontiert, wie Fachkräftemangel und steigenden Kosten. Lars Schwarz führt an, dass die Bundestagswahl ein Weckruf für die Politiker sein sollte, die das Vertrauen der Bürger verspielt haben. Er warnt, dass ohne geeignete politische Maßnahmen bis zur Landtagswahl in 2026 größere Probleme in Aussicht stehen.
Positive Buchungsprognosen
Auf der positiven Seite haben die Vorbuchungsindikatoren für die nächsten Monate ein erfreuliches Bild gezeichnet: Die Branche erwartet einen sehr guten Tourismussommer. In den Statistiken des Jahres 2024 zeigt sich zudem ein Anstieg der Gästeankünfte und Übernachtungen im Vergleich zu den Vorjahren. So wurden im Dezember 2024 in Mecklenburg-Vorpommern rund 389.000 Gästeankünfte verzeichnet, was einem Anstieg von 6,4 Prozent zu 2023 entspricht. Im gesamten Jahr 2024 beliefen sich die Gästeankünfte auf 8,04 Millionen, was das zweitbeste Ergebnis nach 2019 darstellt, trotz eines Rückgangs um 1,2 Millionen Übernachtungen im Vergleich zu den Vorkrisenjahren.
Die Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern machten im Dezember 2024 4,4 Prozent aller Übernachtungen in Deutschland aus, und die Beliebtheit der Ostseeküste bleibt ungebrochen. Obwohl die Region im Vergleich zu 2019 insgesamt weniger dynamische Entwicklungen aufwies, hat sich MV im Bundesländervergleich im oberen Mittelfeld positioniert.
Angesichts der positiven Aussichten ermutigt Schwarz die Reisenden, die Ostsee zu besuchen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Auch das Binnenland bietet eine Vielzahl an familienfreundlichen Angeboten, die es zu entdecken gilt. In den kommenden Monaten dürfte sich zeigen, wie stabil sich der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern inmitten politischer Turbulenzen behaupten kann.
Für die gesamte Branche, die nach Jahren der Unsicherheit durch die Pandemie nun wieder eine positive Entwicklung erfährt, ist es entscheidend, das Vertrauen der Urlauber zu gewinnen und zu erhalten.
Die Entwicklungen im Tourismus sind somit eng mit der politischen Lage verknüpft, was die Branche vor neue Herausforderungen stellt, aber auch Chancen für zukünftiges Wachstum eröffnet.