DeutschlandGesellschaftGesetzGesundheitKrankenversicherungPortugal

Union fordert Rücknahme der Cannabis-Legalisierung – drohende Psychosen?

Unionspolitiker fordern eine Reform der Cannabisgesetze in Deutschland. Während Sondierungsgespräche mit der SPD laufen, warnen Experten vor den Folgen der Legalisierung für Jugendliche.

Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt an Intensität zu. Unionspolitiker fordern vehement eine Reform oder sogar Rückabwicklung der Teillegalisierung, die die Ampel-Koalition im Jahr 2022 eingeführt hatte. CDU-Rechtspolitiker Günter Krings kritisiert die Entwicklungen und betont, dass die Union negative Auswirkungen der Cannabislegalisierung stoppen möchte, um die Drogenkriminalität zu bekämpfen. Der gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge bezeichnet das geltende Cannabisgesetz als „gefährlichen Irrweg“ und fordert dessen Rückgängigmachung.

Die endgültige Lösung der Situation ist jedoch ungewiss. Krings macht deutlich, dass sie von der zukünftigen Regierungskonstellation abhängt, während Sondierungsgespräche zwischen der Union und der SPD laufen. Vor diesem Hintergrund verweisen neue Studien aus Kanada auf einen besorgniserregenden Anstieg von Psychosen nach der Legalisierung von Cannabis.

Risiken für Kinder und Jugendliche

Ein zentrales Anliegen des politischen Diskurses ist die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die besonders anfällig für die Risiken des Cannabiskonsums sind. Eine gemeinsame Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendpsychiatrie (BAG KJPP), des Berufsverbands der Kinder- und Jugendpsychiatrie (BKJPP) sowie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) hebt hervor, dass die Legalisierung von Cannabis möglicherweise von Jugendlichen als Einladung zum Konsum interpretiert wird. Die Suchtgefahr bei Jugendlichen ist sieben Mal höher als bei Erwachsenen, was zu einem Anstieg von Abhängigkeiten führen könnte.

Die Bundesregierung wird kritisiert, weil sie versäumt hat, vor Inkrafttreten des Gesetzes verlässliche Basisdaten und ein Monitoring-Design einzuführen. Eine Evaluation nach 18 Monaten und vier Jahren soll laut ursprünglicher Pläne auf routinemäßigen EU-Daten basieren; allerdings wurden die vorgesehenen Mittel gestrichen. Beratungsstellen und Kliniken erwarten einen gestiegenen Behandlungsbedarf, da aktuelle Zahlen zeigen, dass die Wartezeiten auf Therapieplätze für Kinder und Jugendliche zwischen vier und sechs Monaten liegen.

Das System zur Behandlung suchtkranker Jugendlicher ist zudem unter Druck geraten: Die erste auf Jugendliche spezialisierte Rehabilitationseinrichtung musste bereits schließen, und eine weitere meldete Insolvenz an. Zudem wird auf die hohen Kosten von qualifizierten Entzugsbehandlungsangeboten verwiesen, die durch Kürzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung gefährdet sind. Eine gesetzliche Regelung zur Klärung der Finanzierung und sozialrechtlichen Zuständigkeiten ist dringend erforderlich.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zukunft der Legalisierung

Am 1. April 2024 wird die Cannabislegalisierung in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen in Kraft treten. Erwachsene dürfen Cannabis im privaten und gemeinschaftlichen, nicht-gewerblichen Rahmen anbauen und konsumieren. Das Ziel dieser gesetzlichen Neuerung ist es, den illegalen Markt zu reduzieren, die Qualität von Cannabis zu überwachen und den Jugendschutz zu stärken. Einschränkungen, wie Konsumverbote in bestimmten öffentlichen Bereichen und Grenzwerte im Straßenverkehr, sind ebenfalls Teil des Gesetzes.

Während das Gesetz auch die kontrollierte Weitergabe von Cannabis regelt, bleibt die Diskussion über die gesundheitlichen Risiken sowie soziale und psychologische Auswirkungen weiterhin aktuell. Argumente für die Legalisierung umfassen medizinische Nutzen, wirtschaftliche Vorteile und eine potenzielle Verringerung der Kriminalitätsrate. Doch die Herausforderungen in der Drogenpolitik und die Suchtproblematik werden von Kritikern hervorgehoben.

In mehreren Ländern weltweit – von Kanada und den USA über Portugal bis Uruguay – wurden bereits vergleichbare Legalisierungen umgesetzt. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft, die öffentlichen Wahrnehmungen sowie der Umgang mit neuen Herausforderungen im Gesundheitswesen werden spannende Aspekte der kommenden Entwicklung sein.

Der Diskurs ist somit vielschichtig und erfordert ein umfassendes Verständnis für die gesundheitlichen, sozialen und rechtlichen Implikationen der Cannabislegalisierung. Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend dafür sein, wie sich dieser historische Schritt in Deutschland weiter entfalten wird.

Für detaillierte Informationen über die aktuellen Diskussionen, Herausforderungen und Maßnahmen rund um die Cannabislegalisierung können Sie die Berichte der Süddeutschen Zeitung, der DGKJP sowie der Diskurs einzusehen.

Referenz 1
www.sueddeutsche.de
Referenz 2
www.dgkjp.de
Referenz 3
diskurs-zeitschrift.de
Quellen gesamt
Web: 6Social: 5Foren: 48