
In Sachsen-Anhalt, einer Region, die für ihre reichhaltige archeologische Geschichte bekannt ist, wurde ein schwerwiegender Fall von Raubgrabung vor Gericht verhandelt. Es handelt sich um ein etwa 5.000 Jahre altes Grab, das als Großsteingrab „Immekath 1“ bekannt ist und bei Klötze in der Altmark liegt. Am 25. Februar 2025 verurteilte das Amtsgericht Gardelegen einen Mann, der einen großen Stein aus diesem historischen Grab entwendet hatte. Der Angeklagte muss den Stein zurückgeben und eine Geldstrafe von 6.000 Euro wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung zahlen. Dieses Urteil beleuchtet ein wachsendes Problem von Raubgrabungen in der Region, denn zwischen 2022 und 2024 wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt 19 solche Delikte angezeigt, wobei der spektakulärste Fall die Himmelsscheibe von Nebra war, die 1999 entdeckt und 2002 sichergestellt wurde.
Das Grab „Immekath 1“ besteht ursprünglich aus vier Standsteinen und einem Deckstein und hat Abmessungen von vier Metern Länge und 1,5 Metern Breite. Der entwendete Stein, der mit seinen Maßen von 1,25 Meter Höhe, 75 Zentimeter Breite und einem Gewicht von 500 Kilogramm imposant ist, wurde mit Hilfe von Bürgern und einem Archäologen wiederaufgefunden. Vor dem Diebstahl stellte das Grab einen wichtigen Teil des kulturellen Erbes der Region dar. Der Landesarchäologe Harald Meller betont die kulturelle Bedeutung dieser Monumente und die Notwendigkeit, gegen Raubgräber aktiv vorzugehen. Er hebt hervor, dass in Sachsen-Anhalt noch etwa 150 Megalithgräber existieren, von insgesamt etwa 500 in der Region bekannten Großsteingräbern.
Megalithik in Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt ist ein bedeutendes Zentrum der Megalithkultur in Deutschland. Die Megalithik trat während der Jungsteinzeit auf, besonders in der Altmark und im Landkreis Börde. Unter den erhaltenswerten Bauten gibt es Dolmen und Ganggräber, die von verschiedenen Kulturen, darunter die Trichterbecherkultur und die Wartberg-Kultur, errichtet wurden. Über 167 dieser Gräber sind erhalten geblieben und viele sind für den Tourismus erschlossen, unter anderem durch Wanderwege und Informationstafeln. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen der Großsteingräber fanden bereits in den 1720er Jahren statt. Diese Gräber sind ein Erbe, das von verschiedenen Kulturen und Traditionen geprägt ist, was ihre historische Relevanz verdeutlicht.
Ein Teil der Schätze dieser Region sind die zahlreichen Volkssagen, die sich um die Großsteingräber ranken. Diese erzählen faszinierende Geschichten über Riesen und übernatürliche Wesen, die angeblich an der Errichtung dieser eindrucksvollen Bauten beteiligt waren. Über die Jahrhunderte hinweg waren die Megalithgräber auch Ziel von Zerstörungen, vor allem im 19. Jahrhundert durch landwirtschaftliche Maßnahmen und Materialgewinnung. Trotz der Herausforderungen ist es gelungen, den Bestand der Großsteingräber in den letzten 100 Jahren relativ stabil zu halten, obwohl einige Anlagen Schäden erlitten haben.
Schutz und Erhalt
Das Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt setzt sich aktiv für den Erhalt dieser historischen Stätten ein. Unter einem engagierten Team von 350 ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern, von denen einige mit Metallsonden arbeiten dürfen, wird an der Bewahrung des kulturellen Erbes gearbeitet. In den letzten Jahren gab es zudem Informationsveranstaltungen zum Thema Erhalt der Kulturlandschaft, an denen viele Bürger beteiligt waren. Raubgrabungen wie der jüngste Fall um das Grab „Immekath 1“ zeigen, wie wichtig dieses Engagement für den Schutz der Megalithkultur ist und dass weiterhin Aufklärungsarbeit nötig ist, um das Bewusstsein für den Wert dieser Monumente zu schärfen.
Zusammenfassend ist die Megalithik in Sachsen-Anhalt nicht nur ein wichtiger Teil der Geschichte und Kultur der Region, sondern auch ein bedeutsames Thema im Rahmen der archäologischen Forschung. Die Bedeutung der erhaltenen Gräber, wie die des Großsteingrabes „Immekath 1“, muss dringend gewahrt werden, um zukünftigen Generationen einen Zugang zu dieser faszinierenden Epoche zu ermöglichen. Weitere Details über die Megalithkultur und ihre Stätten in der Region finden Interessierte in verschiedenen Publikationen und online, beispielsweise auf Wikipedia und Megalithic Routes.