
Am 9. März 2025 steht der Funkensonntag in St. Anton im Montafon, Vorarlberg, vor der Tür. Doch anstatt sich auf das traditionsreiche Ereignis zu freuen, wurden die Vorbereitungen durch ein unerwartetes Ereignis gestört. Unbekannte zündeten in der Nacht das Funkenfeuer an, was die örtliche Funkenwacht zu spät entdeckte. Die Polizei berichtet, dass ein Zeuge eine Person beobachtet hat, die nach dem Anzünden in ein Fahrzeug stieg und in Richtung Schruns davonfuhr. Es könnte sich um einen schwarzen Seat Ibiza mit BZ-Kennzeichen gehandelt haben.
Die Feuerwehr konnte hingegen das kontrollierte Abbrennen des Funken beobachten. In Deutschland wurden am Samstagabend bereits mehrere Funken feierlich entzündet, darunter einer der größten in der Region. Das Abbrennen der Funken hat in Vorarlberg eine lange Tradition und wird von verschiedenen Gemeinden zelebriert. Die Holztürme, die oft bis zu 30 Meter hoch sind, werden von den Funkenzunft-Mitgliedern aufgeschichtet und entzündet.
Traditionen rund um den Funkensonntag
Der Funkensonntag fällt auf den ersten Sonntag nach dem Aschermittwoch und markiert den Übergang in die Fastenzeit. Diese Tradition wird auch als „Küachlisonntag“ bezeichnet. Zu den Höhepunkten gehören nicht nur die Funkenfeuer selbst, sondern auch das spektakuläre Explodieren der Funkenhexe, die auf der Spitze des Funken platziert ist. Das Rahmenprogramm umfasst Live-Musik sowie kulinarische Angebote wie „Funkaküachli“, ein süßes Hefeküchlein.
In vielen Gemeinden finden zudem Kinderfunken statt, die Familien ansprechen. Im Montafon ist der Brauch des „Scheibenschlagens“ populär, der seit 2016 im Verzeichnis des „Immateriellen Erbes der UNESCO“ geführt wird. Die Ursprünge dieses Rituals sind heidnisch und reichen Jahrhunderte zurück.
Besondere Bräuche in den Gemeinden
In der Gemeinde Bürs werden am Funkensonntag selbst gebastelte Lampions aus Buntpapier entzündet. Diese „Puma“ genannten Lampions ähneln geschälten Pomeranzen und werden aufwendig geschmückt. Ronald Rettenberger hütet 47 unterschiedliche Exemplare, die seit Generationen in seiner Familie überliefert werden. Am Funkenabend werden die Lampions mit jeweils 100 neuen Kerzen bestückt, bevor ein festlicher Umzug zur Funkenstelle beginnt.
In jeder Gemeinde Vorarlbergs wird das Funkenfeuer bei Einbruch der Dunkelheit entzündet. Diese Praxis hat sich im Laufe der Jahre verändert und entwickelt. Obgleich die wissenschaftliche Basis für die Annahme, dass das Abrennen der Funken ein Relikt eines heidnischen Frühlingsrituals ist, nicht eindeutig belegt ist, wird die Tradition weiterhin lebhaft gepflegt. Während der Funkenzeit werden auch Materialien, die beim Frühjahrsputz anfallen, verbrannt, einschließlich ausgedienten Christbäumen.
Eine besondere Diskussion über die Verbrennung menschlicher Figuren, die zum symbolischen Ende der Fasnacht dient, ist seit mehr als zwei Jahrzehnten entbrannt. Manche Funkenzünfte haben begonnen, nichtmenschliche Figuren und Symbole zu verwenden, um sensibel mit diesem Thema umzugehen. Dies zeigt eine kontinuierliche Anpassung der Tradition an moderne Werte und gesellschaftliche Debatten.
Die Diskussion um die Eintragung des Funkensonntags im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich wurde 2024 neu entfacht. Eine Petition an die Österreichische UNESCO-Kommission wurde eingereicht, um die Tradition erneut prüfen zu lassen. Die Vorfreude auf den Funkensonntag bleibt hingegen ungebrochen, auch wenn aktuelle Ereignisse wie das unautorisierte Anzünden des Funken im Montafon für Unruhe sorgen.
Wie die verschiedenen Bräuche und Traditionen deutlich machen, steht der Funkensonntag nicht nur für das Ausklingen der Alten Fasnacht, sondern auch für das kulturelle Erbe Vorarlbergs und die damit verbundene Gemeinschaft.