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Über 80.000 Afghanen aus Pakistan ausgewiesen: Wohin geht die Reise?

Pakistan hat über 80.000 Afghanen seit April 2023 zurückgeführt, im Rahmen eines umstrittenen Plans, der mehr als drei Millionen betrifft. Die Frist endet bald, während internationale Kritik wächst.

In den letzten Wochen hat Pakistan eine umfassende Rückführungsaktion von afghanischen Staatsbürgern eingeleitet. Über 80.000 Afghanen wurden seit dem 1. April 2023 aus dem Land ausgewiesen, ein Teil des sogenannten Illegal Foreigners Repatriation Plans, der mehr als drei Millionen Afghanen betrifft. In den ersten Wochen des Aprils meldete die Internationale Organisation für Migration (IOM), dass nahezu 60.000 Menschen nach Afghanistan abgeschoben wurden, darunter auch 1.458 mit gültigen Dokumenten und 2.656 ohne offizielle Papiere, die über die Torkham-Grenze zurückgeschickt wurden. Al Jazeera berichtet, dass die anfängliche Frist für die Rückkehr afghanischer Staatsbürger ohne gültige Dokumente am 31. März 2023 endete, jedoch auf den 30. April 2023 verlängert wurde.

Der Berater des pakistanischen Innenministeriums, Talal Chaudhry, betonte, dass es keine weiteren Fristverlängerungen geben werde. Während viele Ausgewiesene in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa leben, nehmen die rückgeführten Afghanen zunehmend ihre alte Heimat wieder in Besitz, was Bedenken bei Menschenrechtsorganisationen hervorruft.

Politische und gesellschaftliche Auswirkungen

Die Pakistani führen die Rückführungen teilweise mit der Begründung durch, dass afghanische Flüchtlinge mit Sicherheitsbedenken und kriminellen Aktivitäten in Verbindung stehen. Diese Behauptungen wurden jedoch von der afghanischen Regierung entschieden zurückgewiesen. In einer möglichen diplomatischen Reaktion wird der pakistanische Außenminister Ishaq Dar später in dieser Woche Kabul besuchen, um Gespräche mit der Taliban-geführten Regierung über Sicherheit, Handel und zwischenmenschliche Beziehungen zu führen.

In der Zwischenzeit haben sich in den verschiedenen Regionen Pakistans, darunter Islamabad, Punjab und auch sind in Pakistan-okkupiertes Jammu und Kaschmir, temporäre Auffangzentren etabliert, um afghanische Rückkehrer zu verarbeiten. In Sindh wurden speziell 44 afghanische Staatsbürger ohne Dokumente abgeschoben. Betroffene Individuen zeigen oft den starken Wunsch, trotz der Repatriierungspläne im Land zu bleiben, nachdem sie seit Jahrzehnten dort leben.

Dringlichkeit humanitärer Hilfe

Die gesellschaftlichen Spannungen werden durch die plötzlichen und massiven Rückführungen verstärkt. Khyber Pakhtunkhwa’s Chief Minister, Ali Amin Gandapur, hat sich gegen Zwangsabschiebungen ausgesprochen und fordert diplomatische Lösungen sowie einen humaneren Umgang mit den Flüchtlingen. Gleichzeitig haben mehrere Menschenrechtsorganisationen die Vorgehensweise der pakistanischen Behörden scharf kritisiert, da sie das Risiko für besonders schutzbedürftige Personen, allen voran Frauen und Kinder, hervorgehoben haben.

In einem breiteren Kontext stehen die Rückführungen inmitten einer wachsenden Diskussion über die afghanische Flüchtlingssituation weltweit, insbesondere in Europa. Nach aktuellen Zahlen leben rund 476.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte aus Afghanistan in Deutschland. Im Jahr 2024 haben 34.149 Afghan*innen dort zum ersten Mal Asyl beantragt. Afghanen bilden die zweitgrößte Gruppe von Schutzsuchenden in Deutschland, und die Mehrheit ist jung und männlich, wobei fast ein Drittel Frauen und minderjährig ist. Laut Mediendienst-Integration sind seit der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 die Asylanträge von afghanischen Staatsbürger*innen gestiegen.

Diese komplexe Situation erfordert sowohl humanitäre als auch diplomatische Lösungen, um den Bedürfnissen der afghanischen Rückkehrer gerecht zu werden und gleichzeitig die Belastungen in den aufnehmenden Gesellschaften zu berücksichtigen. Die internen und internationalen Dimensionen dieser Thematik sind weiterhin ein zentrales Anliegen hinsichtlich der Achtung der Menschenrechte und der politischen Stabilität der Region.

Referenz 1
www.aljazeera.com
Referenz 2
www.devdiscourse.com
Referenz 3
mediendienst-integration.de
Quellen gesamt
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