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Tschechiens Bierkultur: Vom Trockenen Februar zum UNESCO-Erbe!

Tschechiens Bierkultur wird zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Diese Anerkennung soll die Tradition und die Hoffnung auf einen UNESCO-Eintrag festigen, während der Bierkonsum sinkt.

Das Prager Kulturministerium hat das Biertrinken als Teil des immateriellen Kulturerbes Tschechiens anerkannt. Diese Entscheidung, die nach langjährigen Vorbereitungen getroffen wurde, wird als wichtiger Schritt gewertet. Ziel dieser Initiative ist es, die tschechische Bierkultur in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. Tschechien ist nach Deutschland und Belgien das dritte europäische Land, das eine derartige Anerkennung erhält, nachdem Belgien 2016 aufgenommen wurde. Über 550 Brauereien sind in Tschechien ansässig, und der Brauereisektor beschäftigt rund 65.000 Menschen. Laut Sächsische gehören auch handwerkliche Traditionen und die städtische Kneipenkultur zur Nominierung.

Die tschechische Bevölkerung hat eine tief verwurzelte Beziehung zum Bier, das als Symbol nationaler Identität gilt. Dennoch zeigen aktuelle Trends einen Rückgang des Bierkonsums, insbesondere bei der jungen Generation. Stattdessen greifen diese vermehrt zu Energy-Drinks und Wasser. Im Jahr 2023 sank der Bierkonsum um 9,7 Liter auf durchschnittlich 133,2 Liter pro Person. Diese Entwicklung ist alarmierend, da nur noch 30 Prozent des konsumierten Bieres in Restaurants getrunken wird. Dies könnte die Ambitionen Tschechiens, seine Bierkultur international zu fördern, ernsthaft bedrohen.

„Trockener Februar“ und Alkoholkonsum

Im Februar findet in Tschechien die Aktion „trockener Februar“ statt, bei der viele Menschen auf Alkohol verzichten. Im vergangenen Jahr nahmen etwa 15 Prozent der Bevölkerung an dieser Initiative teil. Dies kann als Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über Suchtprävention angesehen werden. Daten zeigen, dass zwei Drittel der 500.000 Tschechen, die jährlich eine Suchtbehandlung benötigen, Alkoholiker sind. Die Kosten für die Suchtbehandlung belaufen sich auf rund zwei Milliarden Kronen. Trotz der gesellschaftlichen Problematik wurden bislang keine zusätzlichen Mittel für Präventionsprogramme im Staatshaushalt gefunden, was Fragen zur Priorisierung der Gesundheitspolitik aufwirft.

Die nationale Entscheidung zur Anerkennung der Bierkultur erfolgte auf Empfehlung des Nationalen Rats für traditionelle Volkskultur und soll den Stolz der Tschechen auf ihre Brautradition stärken. Tomáš Slunečko, Geschäftsführer des Verbands der Brauereien und Mälzer, äußerte den Wunsch, dass die nationale Liste den Stolz auf die Bierkultur steigern könnte, um der sinkenden Beliebtheit entgegenzuwirken. Der Brauereisektor hat im Jahr 2023 etwa 29 Milliarden Kronen (ca. 1,2 Milliarden Euro) an Steuern in den Staatshaushalt eingebracht, was die ökonomische Relevanz der Bierkultur unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anerkennung des Biertrinkens als immaterielles Kulturerbe eine bedeutende Entwicklung für Tschechien darstellt. Der Fokus auf die bewusste Auseinandersetzung mit dem Alkoholgenuss und gleichzeitig auf den Erhalt traditioneller Werte könnte dazu beitragen, die tschechische Bierkultur sowohl national als auch international zu bewahren. Die Herausforderung wird es sein, die Balance zwischen Tradition und den veränderten Konsumgewohnheiten der Bevölkerung zu finden, um die Bierkultur langfristig zu erhalten.

Referenz 1
www.saechsische.de
Referenz 3
landesecho.cz
Quellen gesamt
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