
In den letzten Jahren hat sich eine besorgniserregende Entwicklung in den USA gezeigt, die die Integrität der Wissenschaft bedroht. Der Verlust der wissenschaftlichen Freiheit ist eng mit der Präsidentschaft von Donald Trump verknüpft, wie tagesschau.de berichtet. Der Begriff „The Republican War on Science“, geprägt von Chris Mooney im Jahr 2005, beschreibt diesen schleichenden Krieg gegen wissenschaftliche Erkenntnisse. Laut der Juristin Lauren Kurtz hat dieser Krieg nach nur drei Wochen von Trumps Amtszeit eine neue und besorgniserregende Stufe erreicht.
Kurtz, die das ‚Silencing Science Tracker‘ ins Leben gerufen hat, dokumentiert die Einflussnahme auf wissenschaftliche Forschung. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Columbia University und dem Climate Science Legal Defense Fund. Die Auswirkungen sind gravierend: Finanzielle Kürzungen, Zensur und die Selbstzensur von Wissenschaftlern haben das Forschungsumfeld stark beeinträchtigt. Ein Beispiel dafür ist die Anweisung an Geologen, die Folgen des Klimawandels nur bis 2040 abzuschätzen, was eine deutliche Einschränkung der wissenschaftlichen Freiheit darstellt.
Dokumentation und Auswirkungen der Einflussnahme
Die Dokumentation der anti-wissenschaftlichen Maßnahmen ist alarmierend. Zwischen dem 8. November 2016 und dem 20. Januar 2021 wurden vom Bund 346 dokumentierte anti-wissenschaftliche Aktionen erfasst. Hinzu kommen 156 weitere Fälle von Bundesstaaten und Kommunen, die in einem Bericht erfasst wurden. Dadurch ergibt sich eine Gesamtzahl von 428 einzigartigen Fällen von anti-wissenschaftlichem Verhalten, wobei viele möglicherweise unberichten blieben, was die Schätzung als konservativ erscheinen lässt. Diese Daten verdeutlichen, dass der Eingriff in wissenschaftliche Prozesse sowohl auf den obersten Ebenen der Regierung als auch lokal stattfand.
Ein bemerkenswerter Aspekt war die Streichung von wissenschaftlichen Informationen von den Websites der Bundesbehörden. So verlor die U.S. Geological Survey 150 Mitarbeiter, während die Umweltschutzbehörde EPA sogar 672 Wissenschaftler entließ. Die von Trump erlassene Exekutive Order zur Eliminierung eines Drittels aller wissenschaftlichen Beratungsgremien löste Bedenken über fehlende Expertise aus.
Aktuelle Entwicklungen und deren Folgen
Die Präsidentschaft von Joe Biden bringt nun einen radikalen Wandel. Biden hat angekündigt, Wissenschaft in der öffentlichen Gesundheit und der Umweltpolitik wieder zu priorisieren, während Trump diese Ansätze häufig als potenzielle Bedrohung für die Wirtschaft abtat. Zwar hat die Biden-Regierung bereits einige Maßnahmen gegen die anti-wissenschaftliche Politik der Trump-Ära eingeleitet, doch bis zum neunten Monat seines Amtsantritts wurden lediglich elf der dokumentierten Aktionen zurückgenommen.
Darüber hinaus wirkt sich diese Entwicklung auch auf andere Länder, insbesondere Deutschland, aus. Mit der Abnahme der Wissenschaftsfreiheit in den USA gibt es möglicherweise einen Standortvorteil für deutsche Wissenschaftler, die sich nach neuen Möglichkeiten umsehen. Deutschland belegt in der Liste der „Highly Cited Scientists“ den vierten Platz weltweit, was seine bedeutende Stellung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft unterstreicht.
Bedeutung der wissenschaftlichen Integrität
Ein chronisches Problem bleibt der öffentliche Vertrauensverlust in die Wissenschaft. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2020 hatten nur 39 % der Befragten Vertrauen in Wissenschaftler. Diese Skepsis wird durch die anti-wissenschaftlichen Maßnahmen der Trump-Administration weiter angeheizt. Um das Vertrauen in die wissenschaftlichen Prozesse wiederherzustellen, sind Reformen dringend notwendig. Initiativen zur Stärkung der wissenschaftlichen Integrität sind im Gange, jedoch verläuft der Fortschritt schleppend.
Die Themen, die den Klimawandel und die globale Gesundheitskrise betreffen, haben in der politischen Debatte eine immer bedeutendere Rolle eingenommen. Der Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Politik ist nicht nur für die USA, sondern auch in Europa wichtiger geworden, wie die Relevanz des IPCC und seine Berichte seit den 1970er Jahren zeigen. Der IPCC, gegründet 1988 und mit mittlerweile 195 Mitgliedstaaten, spielte eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Klimaforschung und stützt sich auf die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Regierungen weltweit, um die Klimapolitik zu untermauern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen, vor denen die Wissenschaft in den USA steht, nicht nur nationale, sondern auch internationale Auswirkungen haben und die Notwendigkeit aufzeigen, Wissenschaft und Politik in Einklang zu bringen, um die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel effektiv anzugehen.