
Am 13. Februar 2025 fand eine eindrucksvolle Veranstaltung mit dem Titel „TraumaTische GegenWarten, …Oder?!“ statt, die von Katharina Blumberg-Stankiewicz und Dr. Alina Kokoschka organisiert wurde. Die Veranstaltung, die in Frankfurt (Oder) stattfand, befasste sich mit verschiedenen Perspektiven auf die Oder und schloss eine Diskussion mit dem Publikum ein. Zu Beginn wurde der Kurzfilm „Vom Verschwinden“ von Sven Johne gezeigt, der eine intergenerationelle Familiengeschichte im Nachkriegs-Ostdeutschland erzählt.
In dem Film, der durch beeindruckende Landschaftsaufnahmen aus dem Nationalpark Jasmund und den klimabedingt verschwindenen Kreidefelsen ergänzt wurde, wurde auch das Thema der klimabedingten Veränderungen der Landschaft und deren Auswirkungen auf die Oder angesprochen. In diesem Zusammenhang kam es zu einer tiefgründigen Diskussion über den Krieg, die „Kontinuität der Gewalt“ und das zunehmende Verschwinden des Kriegsbewusstseins mit der älteren Generation, wobei insbesondere der aktuelle Krieg in der Ukraine thematisiert wurde.
Die Diskussion über Traumata und ihre Auswirkungen
Oleksandra Bienert stellte während der Veranstaltung die bedeutsame Frage zur deutschen Reaktion auf den Ukraine-Konflikt. Im zweiten Teil wurde das Projekt „O-der Töne. Mensch, Land, Fluss – ein Podcast mit uneindeutigen Gesprächen vom Rand der Mitte Europas“ vorgestellt, das nach dem Workshop „TraumaTische GegenWarten“ in Zusammenarbeit mit „Zwischen den Polen“ 2022 ins Leben gerufen wurde. Das Projekt wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg unterstützt und gab Einblicke in aktuelle Arbeiten sowie einen Austausch über persönliche Oder-Erfahrungen.
Zusätzlich wurde der Besuch in Frankfurt (Oder) zur Skulptur „Sorry“ von Joanna Rajkowska thematisiert. Dieser Teil der Diskussion widmete sich der unterschiedlichen Wahrnehmung der Oder in Polen und Deutschland und führte zur Eröffnung der Fotoausstellung „Oder-Los“ von Oleksandra Bienert. Diese Ausstellung zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien der Flusslandschaft in Frankfurt (Oder) und ist bis Ende April im Gräfin-Dönhoff-Gebäude zu sehen.
Transgenerationale Traumata und ihre Vererbung
Das Thema transgenerationale Traumata und deren Vererbung wurde auch auf breitere soziale und psychologische Fragen hin diskutiert. Jährlich am 20. November, in Erinnerung an die traumatischen Erlebnisse vor über 70 Jahren, werden Bilder verstorbener Verwandter aufgestellt. In diesem Zusammenhang hat die Journalistin Lilli Heinemann die schmerzvolle Familiengeschichte ihrer Vorfahren erforscht. Nach den Erlebnissen ihres Großvaters, der einen Überfall überlebte, und der damit verbundenen seelischen Wunden, zeigt sich, wie stark die Vergangenheit auch auf nachfolgende Generationen Einfluss nehmen kann.
Psychologen und Forscher berichten über transgenerationale Traumata als seelische Verletzungen, die nicht verarbeitet werden und durch Umweltfaktoren und familiäre Bindungserfahrungen weitergegeben werden. Diese Phänomene führen dazu, dass Selbstermächtigung mittelfristig auch durch das Erfassen der Familiengeschichte gestärkt werden kann. Die psychologische Vererbung geschieht auch durch kollektives Schweigen über prägende Erlebnisse.
Zusätzlich sind therapeutische Herausforderungen und die Notwendigkeit, offen über vergangene traumatische Erlebnisse zu kommunizieren, wichtige Punkte, die in der Literatur immer wieder aufgegriffen werden. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Weitergabe traumatischer Erfahrungen an zukünftige Generationen zu schaffen und deren Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung zu beleuchten. Der Artikel „Vererbte Wunden. Transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen“ von Marianne Rauwald aus dem Jahr 2013 bietet hierzu wertvolle Einsichten in die Thematik und ist online sowie in gedruckter Form verfügbar (Fachportal Pädagogik).
Durch diese Veranstaltung wird deutlich, wie wichtig es ist, sowohl individuelle als auch kollektive Traumata offen anzusprechen, um eine gerechtere Zukunft zu gestalten und ein Bewusstsein für die fortdauernden Wirkungen der Vergangenheit zu wecken. Dies schließt ein, dass Diskussionen über aktuelle Konflikte, wie im Fall des Ukraine-Kriegs, eng mit den kollektiven Erinnerungen und deren Auswirkungen auf heutige Generationen verknüpft sind.
Weitere Informationen zu den Themen transgenerationale Traumata und deren Verarbeitung sind unter Deutschlandfunk Nova verfügbar.
Für ein detaillierteres Verständnis der Thematik und deren Einfluss auf die Gesellschaft ist die Veranstaltung ein wichtiger Schritt, um die Verbindungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erforschen.