
Der Thüringer Lehrerverband (TLV) hat die geplante Einführung von Versetzungsentscheidungen ab Klasse 6 begrüßt. Diese Maßnahme soll eine frühzeitigere Reaktion auf Leistungsdefizite ermöglichen, was aus Sicht der Lehrer eine positive Entwicklung darstellt. Der TLV äußert jedoch auch Kritik, da das Verfahren der Reform als zu früh betrachtet wird. In der aktuellen Situation fehlen einheitliche Bewertungsmaßstäbe und klare Umsetzungshilfen, was Bedenken hinsichtlich einer zusätzlichen Bürokratisierung aufwirft, ohne dass ein pädagogischer Nutzen erkennbar wäre. Die MDR berichtet über diese Problematik.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ebenfalls Kritik am Vorgehen der Landesregierung geübt. Die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum bemängelt den Umgang mit Kritikern. Sie wies darauf hin, dass das Anhörungsverfahren, das Minister Tischner freiwillig eingeleitet hat, nicht notwendig gewesen sei. In diesem Verfahren konnten Elternvertretungen, Verbände und Schulen zwar Stellungnahmen einreichen, jedoch war der Spielraum für Veränderungen gering. Die Schulordnung könnte per Verordnung geändert werden, ohne dass die Betroffenen ausreichend gehört werden.
Der aktuelle Reformprozess
Der Entwurf der neuen Schulordnung befindet sich derzeit im Anhörungsverfahren, und die Auswertung läuft. Es ist geplant, das Thema im Koalitions-Arbeitskreis zu behandeln, wobei Änderungen noch möglich sind. Es zeichnet sich ab, dass das Bildungsministerium entschlossen ist, das Vorhaben durchzusetzen, ohne dass eine Mehrheit im Landtag erforderlich ist.
In diesem Kontext ist auch der erste Bildungsbericht für Thüringen von Bedeutung, der eine umfassende Bestandsaufnahme des Bildungssystems sowie seiner Rahmenbedingungen liefert. Dieser Bericht, den die Bildungsserver veröffentlicht hat, informierte über zentrale Problemlagen und bildungsbezogene Fakten. Kommunale Bildungsberichte werden in Erfurt seit 2012 erstellt und umfassen sowohl formales als auch non-formales Lernen.
Ein Beispiel für diese Berichterstattung ist der Bildungsbericht der Stadt Jena, der 2018 im Rahmen des Programms „Bildung integriert“ veröffentlicht wurde. Dieser Bericht legt den Fokus auf die Entwicklung eines Bildungsmanagements und orientiert sich am Ansatz des „Lebenslangen Lernens“. Darüber hinaus wird die Entwicklung der Jenaer Schullandschaft in einer Broschüre behandelt, die die Veränderungen von 1991 bis 2011 dokumentiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reformen im Thüringer Bildungssystem kontrovers diskutiert werden. Während die Einführung von Versetzungsentscheidungen positiv aufgenommen wird, gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Umsetzung und der möglichen bürokratischen Belastungen, die mit diesen Veränderungen einhergehen. Die Diskussion über Kopfnoten und Sitzenbleiben wird in der bevorstehenden Sendung „Fakt ist!“ am Mittwochabend um 20:15 Uhr im Livestream auf MDR.DE oder im MDR FERNSEHEN fortgesetzt.