
Die Stadt Jena plant, ihre Fernwärmeversorgung grundlegend umzustellen. Im Fokus der neuen Wärmeplanung steht ein Flussthermie-Kraftwerk, das Energie aus der Saale gewinnen soll. Laut MDR werden dadurch etwa die Hälfte der Fernwärme-Kunden versorgt. Der Entwurf der Wärmeplanung ist vor kurzem auf mitmachen.jena.de veröffentlicht worden, in dem auch eine Karte mit den zukünftigen Versorgungsgebieten in Jena zu finden ist.
Aktuell bezieht die Fernwärmeversorgung in Jena etwa 98 Prozent ihrer Energie aus fossilem Erdgas. Angesichts der Anforderungen des Thüringer Klimaschutzgesetzes, welches bis spätestens 2040 eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien vorschreibt, wird die Umstellung der Wärmeversorgung immer dringlicher. Jena strebt an, bis 2035 klimaneutral zu werden, was eine umfassende Transformation benötigt. Dies beinhaltet verschiedene Wärmequellen wie Kraft-Wärme-Kopplung mit Wasserstoff, Biogas, Elektro-Kessel sowie Geo- und Solarthermie.
Erweiterung des Fernwärmenetzes
Das bestehende Leitungsnetz für Fernwärme soll sich nahezu verdoppeln. Die Stadtwerke Jena Netze haben umfangreiche Analysen zur kommunalen Wärmeplanung bereitgestellt. Ein zentraler Bestandteil dieser Planung ist die Schließung von Lücken im Wärmenetz, inklusive sogenannter Quartierslösungen. Ein Beispiel hierfür ist das Wohngebiet Friedensbergterrassen, in dem bereits zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) betrieben werden.
Künftig könnten große Wärmepumpen anstelle der BHKW installiert werden, um die Effizienz der Wärmeversorgung zu erhöhen. Darüber hinaus sollen Einzelhauslösungen für etwa 20.000 Wohnungen, die nicht an das Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen werden können, durch elektrische Heizungen wie Wärmepumpen angeboten werden.
Flussthermie als zentrale Energiequelle
Das Flussthermie-Kraftwerk wird voraussichtlich maximal 50 Prozent des grünen Energiemixes für die Fernwärme in Jena ausmachen. Die Saale bietet ein erhebliches Wärmepotenzial von 400 Gigawattstunden pro Jahr. Die geplanten Strom betriebenen Großwärmepumpen werden im Süden der Stadt, in der Nähe des Hauptnetzes der Fernwärme, installiert. Die genaue Positionierung dieser Pumpsysteme erfolgt in Abstimmung mit den Umweltbehörden, um nachhaltige und effiziente Lösungen zu gewährleisten.
Ein wichtiges Element in dieser Planung ist der Ansatz, dass das Saalewasser nur entnommen wird, aber nicht verbraucht oder chemisch behandelt wird. Die Wärmepumpen nutzen das Prinzip der Wärmeübertragung ähnlich wie Kühlschränke, um Wärme für die Fernwärmeversorgung zu gewinnen.
Förderung und Unterstützung
Um diese ambitionierten Pläne umzusetzen, wird zudem das Bundesprogramm Effiziente Wärmenetze (BEW) in Anspruch genommen. Ein Transformationsplan zur Umstellung auf grüne Fernwärme wird für 2024 entwickelt. Diese Pläne umfassen nicht nur die Erzeugung von Wärme, sondern auch den Netzausbau und technische Anpassungen. Erkenntnisse aus der Kommunalen Wärmeplanung fließen in die Entwicklung des Plans ein.
Thüringen hat kürzlich die „Thüringer Verordnung über den finanziellen Ausgleich der Kosten für die Aufstellung von Wärmeplänen“ eingeführt, die eine finanzielle Unterstützung für die Kommunen in den kommenden Jahren vorsieht. Dafür sind bis 2024 sieben Millionen Euro eingeplant, ab 2025 steigt der Betrag auf über zehn Millionen Euro jährlich, um die Umsetzung der Wärmeplanung zu ermöglichen.
Diese Maßnahmen und Planungen sind Teil eines übergreifenden strategischen Ansatzes zur Umsetzung der Wärmewende und der Dekarbonisierung des Gebäudesektors in Jena und Thüringen. Städtische, öffentliche und private Interessen werden dabei gebündelt, um eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wärmeversorgung zu gewährleisten.