
In der Thüringer Landespolitik gibt es bedeutende Entwicklungen rund um Björn Höcke, den Chef der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag. Gerüchte über seinen möglichen Rücktritt vom Fraktionsvorsitz im Jahr 2026 kommen aus informierten Kreisen der Partei. Laut einem Bericht von Kreiszeitung plante Höcke, nach der anstehenden Vorstandswahl im Herbst 2026 sein Amt niederzulegen. Ein enger Weggefährte äußerte, dass Höcke „die Rolle leid“ sei, immer dagegen zu sein. Dies deutet darauf hin, dass Höcke möglicherweise eine Phase der Neuorientierung in seiner politischen Karriere anstrebt, nachdem er seit Jahren in einer umstrittenen Position tätig ist.
Obwohl Höcke angekündigt hat, vorerst seinen Platz als Fraktionsvorsitzender zu behalten, betonen AfD-interne Stimmen die Notwendigkeit einer „Neuerfindung“. In diesem Kontext wurde auch über eine mögliche Bundestagskandidatur spekuliert, die im Sommer 2024 konkrete Formen annahm. Allerdings signalisieren radikale AfD-Politiker in Berlin, dass sie eine solche Kandidatur unterstützen, während einige raten, sein „Königreich“ in Thüringen nicht aufzugeben. Dies wirft die Frage auf, wie sich Höckes politische Ambitionen entwickeln könnten. Währenddessen hat Landessprecher Stefan Möller entschieden, sich auf die Bundestagswahl zu konzentrieren und kandidierte anstelle von Höcke.
Interne Spannungen und mögliche Nachfolger
Die Debatte um Höckes Zukunft wird zusätzlich von der Sorge um ein mögliches Verbot des Thüringer AfD-Verbands durch das Bundesverfassungsgericht beeinflusst. Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) hält eine solche Maßnahme für nicht unwahrscheinlich, was die politische Landschaft der Partei erheblich beeinflussen könnte. Die Behörde argumentiert, dass die Partei eine Gefahr für die demokratische Grundordnung darstelle, was zu einem Verbot führen könnte, das Höckes Rücktrittsentscheidungen stark beeinflusst.
Bei einem Rücktritt Höckes werden mehrere Namen als mögliche Nachfolger gehandelt, darunter Rene Aust, Daniel Haseloff und Wiebke Muhsal. Während Aust sich jedoch eher auf seine Aufgaben im Europäischen Parlament konzentrieren möchte, bleibt abzuwarten, wie sich die internen Machtverhältnisse entwickeln werden.
Wahlkämpfe und neue Gesichter
Parallel zu diesen Überlegungen gibt es auch eine Verschiebung im Thüringer Landtag. Neu gewählte Abgeordnete wie Sascha Schlösser und vier weitere Erfurter Stadträte, die in Wahlkreisen gewonnen haben, in denen sie nicht wohnen, zeigen, dass die Wahlkämpfe nicht ohne Kontroversen verliefen. Vivien Rottstedt trat erfolgreich in Schmalkalden-Meiningen an, während Ringo Mühlmann im Saale-Orla-Kreis gewann. Stefan Möller hatte ebenfalls Erfolg im Unstrut-Hainich-Kreis und Torben Braga in einem Jenaer Wahlkreis. Höcke selbst scheiterte hingegen in Greiz, nachdem er seinen Wahlkreis im Eichsfeld verlassen hatte.
Klaus Stöber, ein prominentes AfD-Mitglied, kritisierte die Praxis des „Kandidatentourismus“ innerhalb der Partei. Stöber rief sogar in einem Facebook-Post zur Nicht-Wahl von Möller auf, was die Spannungen innerhalb der AfD zusätzlich verstärkt. Analysen der Wahlergebnisse zeigen, dass viele Wähler ihren Stimmen eher der Partei insgesamt geben, als den einzelnen Kandidaten, was für die Zukunft der AfD in Thüringen entscheidend sein könnte.
Dennoch bleibt die politische Bühne in Thüringen dynamisch. Jürgen Treutler, ein weiterer Neuling, gewann als Direktkandidat in Sonneberg und ist bekannt geworden durch seine Kandidatur gegen Hans-Georg Maaßen. Treutler zeigt, dass die AfD weiterhin in der Lage ist, neue Gesichter und Stimmen zu präsentieren, trotz der internen Herausforderungen und der Ungewissheiten über Höckes politische Zukunft.