
Am 2. März 2025 feierten die Menschen in Thüringen das bunte Treiben des Karnevals, das nicht nur Glanz und Fröhlichkeit, sondern auch scharfe politische Satire und ironische Kritik an den Mächtigen bot. In der Faschingshochburg Wasungen, wo der Straßenfasching bereits zum 489. Mal stattfand, fanden sich bei nasskaltem Wetter mehrere Tausend Schaulustige entlang der Umzugsstrecke ein. Rund 2000 aktive Teilnehmer waren als Geister, Hexen, Schlümpfe, Pfauen, Meeresgötter und Disney-Figuren verkleidet und sorgten für bunte Stimmung.
Das Motto lautete in diesem Jahr „Ob jong, ob alt, mie könne’s halt“, und das gab den Narren freien Raum für kreative Darstellungen. Politische Spitzen waren dabei ein Markenzeichen des Umzugs. Eine blinkende Ampel verkörperte die bisherige Bundesregierung, während ein Wagen mit einer Figur des Bundeskanzlers Olaf Scholz eine Flüchtlingssituation darstellte. Friedrich Merz, der CDU-Kanzlerkandidat, wurde von einer Gruppe als „Blackrock-Koalas“ verspottet, ein bemerkenswerter Kommentar zur aktuellen politischen Landschaft, der die zielgerichtete Satire des Faschings unterstreicht. Der „Tag24“ berichtet, dass in der nahegelegenen Stadt Apolda rund 10.000 Menschen dem Umzug folgten, trotz widriger Wetterbedingungen.
Tradition und Satire im Karneval
Wasungen hat eine lange Tradition im Karneval, welche laut der Zeitzeugen Oldisleben bereits seit Jahrhunderten besteht. Hier finden sich köstliche Satiren und ironische Kritiken gegen Machteliten und deren politische Marionetten. Diese Form der Unterhaltung ist nicht nur ein wesentliches Element der Feierlichkeiten, sondern auch ein Ausdruck des politischen Protests der Bürger.
Die Wurzeln des Faschings in der Region reichen bis ins Mittelalter zurück, mit einer schriftlichen Erwähnung bereits im 13. Jahrhundert. Historiker und Veranstalter berichten von einem schwer zurückverfolgbaren Ursprung, der das Narrentreiben in dieser Form bis zur heutigen Zeit begleitet hat. In der Stadt Erfurt wird die Tradition des Faschings ebenso hochgehalten, wo liebevoll geschmückte Umzüge durch die Altstadt führen. Historische Aufnahmen zeigen, dass bereits in den 30er Jahren organisierte Faschingsumzüge stattfanden, unterstützt von lokalen Geschäften.
Der Karneval in Thüringen bietet somit eine faszinierende Mischung aus Tradition, Gemeinschaft und politischem Kommentar, die Jahr für Jahr Tausende von Menschen begeistert und die Relevanz des Karnevals als Mittel des Ausdrucks und der gesellschaftlichen Reflexion unterstreicht.