
Autofahrer in Deutschland müssen sich ab sofort auf deutliche Preissteigerungen an den Tankstellen einstellen. Der Bundestag hat eine grundlegende Reform des CO₂-Emissionshandels beschlossen, die weitreichende Auswirkungen auf die Kraftstoffpreise haben wird. Laut Schwäbische wurde der Beschluss von den Regierungsfraktionen SPD, Grünen und CDU gefasst und sieht vor, dass ab 2027 der CO₂-Preis über die Versteigerung von CO₂-Zertifikaten auf dem europäischen Markt bestimmt wird.
Bis 2026 wird der nationale CO₂-Preis auf 55 Euro pro Tonne im Jahr 2025 und maximal 65 Euro im Jahr 2026 festgelegt. Danach fällt der Festpreis weg, und die Preise werden sich am europäischen Markt orientieren. Der ADAC-Experte Stefan Gerwens rechnet damit, dass bis 2027 stabile CO₂-Aufschläge auf die Spritpreise drohen. Für 2026 wird bereits ein Anstieg von bis zu 3 Cent bei Benzin und 3,1 Cent bei Diesel erwartet.
Erwartete Preissprünge und soziale Auswirkungen
Besonders dramatisch könnte es ab 2027 werden: Experten gehen von einer Verdopplung der CO₂-Preise im Kraftstoffpreis aus, was zwischen 35 und 38 Cent pro Liter bedeuten könnte. Schätzungen zum europäischen CO₂-Preis im Jahr 2030 variieren zwischen 20 Cent pro Liter und über einem Euro. Eine kurzfristige Erhöhung des CO₂-Preises um einen Euro pro Liter wird allerdings als unwahrscheinlich erachtet, wie das Schwäbische berichtet. Dennoch ist die Reform des Emissionshandels eine Herausforderung für viele Autofahrer und hat Auswirkungen auf den sozialen Ausgleich.
In diesem Zusammenhang fordert der ADAC Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher, insbesondere für Pendler. Geplant ist auch eine dauerhafte Erhöhung der Pendlerpauschale. Darüber hinaus setzt sich der ADAC für ein Klimageld ein, um einkommensschwache Haushalte zu unterstützen. Ohne solche Entlastungen wird die Reform schwer vermittelbar sein.
Der EU-Emissionshandel und soziale Ausgleichsmaßnahmen
Ein zentraler Punkt der Reform ist auch die geplante Ausweitung des europäischen Emissionshandels (ETS II) auf den Verkehrs- und Gebäudesektor im Jahr 2027. Wie die Klima-Allianz berichtete, zielt eine aktuelle Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft und des Öko-Instituts darauf ab, Preisschocks zu vermeiden und eine bessere Planbarkeit für Haushalte zu schaffen. Gefordert wird u.a. die Einführung eines nationalen Mindestpreises sowie gezielte Klimaschutzmaßnahmen für einkommensschwache Gruppen.
Ein Vorschlag ist die Einführung von Klimageld für alle Bürger der EU, das als feste Summe zurückgezahlt wird. So könnten ärmere Menschen, die geringere Heiz- und Benzinkosten haben, überproportional profitieren. Die Verwendung der Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel sollte zudem für soziale Ausgleichsmaßnahmen und Klimaschutzinvestitionen eingesetzt werden, wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos und die Förderung von energieeffizienten Haushaltslösungen.
Die Notwendigkeit eines umfassenden Handlungskonzepts zur Bewältigung der Herausforderungen durch die CO₂-Bepreisung ist unumstritten. Experten betonen, dass neben Preissteigerungen zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um Emissionen nachhaltig zu senken und die sozialen Auswirkungen abzufedern.