
Inmitten der anhaltenden Konflikte rund um Russland und die Ukraine sorgt die Beschlagnahmung eines Tankers, der Teil von Putins „Schattenflotte“ sein könnte, für Besorgnis. Der Tanker mit dem Namen „Eventin“ wurde im Januar manövrierunfähig vor der Küste Rügens gefunden, beladen mit 100.000 Tonnen Öl. Die Bundesrepublik Deutschland hat das Schiff nun in ihren Besitz genommen, nachdem der Zoll festgestellt hatte, dass möglicherweise russisches Öl an Bord war, was gegen bestehende Sanktionen verstoßen könnte. Die Besatzung des Tankers wurde ausgetauscht, und Deutschland ist nun rechtlich verantwortlich für das Schiff und dessen Ladegut, dessen Marktwert auf 40 Millionen Euro geschätzt wird. Experten befürchten, dass die Situation zu weiteren Spannungen mit Russland führen könnte. Sanktionsexperte Sascha Lohmann warnt vor den rechtlichen Risiken dieser Beschlagnahme, da unklar bleibt, wie Russland darauf reagieren wird.
Die „Eventin“ ist ein Beispiel für die wachsende Tendenz, mit der Russland seine „Schattenflotte“ einsetzt, um internationale Handelsbeschränkungen zu umgehen. Diese Flotte, die seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 entstanden ist, besteht aus über 400 bis 460 alten, oft schlecht gewarteten Tankern, die für den Warenschmuggel genutzt werden. Die Schiffe sind häufig im Eigentum von Strohmännern und Offshore-Firmen, was ihre Identifikation und die Verfolgung der Transaktionen erheblich erschwert. Experten schätzen, dass Russland bis zu 10 Milliarden Dollar in diese Flotte investiert hat, um seine Ölexporte aufrechtzuerhalten, die mittlerweile etwa 70% der maritimen Ölausfuhren des Landes ausmachen.
Die Risiken der „Schattenflotte“
Die „Schattenflotte“ ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein ökologisches Risiko. Viele der eingesetzten Tanker sind veraltet und haben oft keine angemessene Versicherung. Dies führte bereits zu mehreren Zwischenfällen, die die maritime Sicherheit und Umwelt bedrohten. So havarierte beispielsweise die „Eventin“ vor Rügen, während andere Schiffe wie die „Eagle S“ Kommunikationskabel zwischen Finnland und Estland beschädigten. Solche Vorfälle werfen die Frage auf, ob Russland diese Flotte im Rahmen einer hybriden Kriegsführung als Werkzeug gegen den Westen einsetzt.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die EU im Rahmen ihres 15. Sanktionspakets im Dezember 2024 zusätzliche Maßnahmen gegen die „Schattenflotte“ beschlossen. Knapp 80 Schiffe wurden sanktioniert, die in den Transport russischen Erdöls, Waffenlieferungen oder in die Unterstützung des russischen Energiesektors involviert sind. Diese Schiffe dürfen keine EU-Häfen anlaufen, und relevanter Dienstleistungen sind verboten. Diese Zwangsmaßnahmen zielen darauf ab, die Kosten für Russland zu erhöhen und die Anzahl der operierenden Schiffe der „Schattenflotte“ zu verringern, um die maritime Sicherheit und Umweltschutz zu gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation um die „Eventin“ und die „Schattenflotte“ nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein geopolitisches Minenfeld darstellt. Die entscheidenden Fragen bleiben offen: Wie wird Russland auf diese Maßnahmen reagieren, und welche weiteren Schritte könnten die EU und Deutschland in diesem komplexen internationalen Streitfeld unternehmen?
Für weitere Informationen zu dieser Thematik können Sie die Artikel bei MOPO, Tagesschau und Deutsche Flagge nachlesen.