
Die Situation in Syrien bleibt angespannt und unübersichtlich, und die Auswirkungen dieser Lage sind bis nach Deutschland spürbar. Bakri und Douaa, Geschwister aus Aleppo, sind durch den Bürgerkrieg gezwungen worden, ihre Heimat zu verlassen. Seit etwa acht Jahren leben sie in Rudersberg, wo sie auch ihre Schulausbildung fortsetzten. Bakri hat vor kurzem sein Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Schorndorf abgeschlossen, während Douaa sich auf ihre Prüfungen vorbereitet und damit einen wichtigen Schritt in die Zukunft wagt. Ihre Erlebnisse spiegeln das Schicksal vieler syrischer Flüchtlinge wider, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben.
Aktuell leben rund 974.100 syrische Staatsbürger in Deutschland, von denen ein großer Teil als Flüchtlinge hierher kam. Die erschreckenden Bilder aus Syrien und die Flucht vieler Menschen haben die Kunst und Integrationsprozesse in Deutschland geprägt. Bakri und Douaa stehen stellvertretend für die rund 712.000 syrischen Schutzsuchenden, die in Deutschland leben und deren Integration oft Diskussionen über Asylrechte und Rückkehrmöglichkeiten anstoßen.
Herausforderungen für Geflüchtete
Zusätzlich zu den persönlichen Schicksalen gibt es auch statistische Hintergründe zu den syrischen Geflüchteten in Deutschland. Knapp 60 Prozent der syrischen Bürger haben eine Aufenthaltserlaubnis aus „humanitären Gründen“, während etwa 10 Prozent aufgrund familiärer Gründe hier leben. Ein ähnlicher Anteil hat Aufenthaltstitel beantragt. Eine Analyse der Situation zeigt, dass 22 Prozent der insgesamt 3,17 Millionen Schutzsuchenden in Deutschland syrische Schutzsuchende sind – nur die ukrainischen Staatsangehörigen bilden eine größere Gruppe.
Besonders auffällig ist der Anstieg an Anträgen auf Asyl in den letzten Jahren. Zwischen Januar und November 2024 stellten etwa 72.400 Syrer*innen Asyl-Erstanträge in Deutschland. Im Zusammenhang mit der politischen Situation in Syrien, insbesondere nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024, zog das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Reißleine und stellte die Bearbeitung der Asylanträge von Syrern vorübergehend ein.
Gesellschaftliche Integration und Bildung
Die Perspektiven für geflüchtete Familien wie die von Bakri und Douaa sind von Hoffnung und Herausforderungen geprägt. Fast die Hälfte der syrischen Geflüchteten, die vor 8-9 Jahren nach Deutschland kamen, verfügte über einen Gymnasial- oder Universitätsabschluss. Dies spiegelt sich nicht nur in der schulischen Bildung wider – rund 210.000 syrische Geflüchtete sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dennoch sind ebenso viele als arbeitslos gemeldet.
Der Bildungssektor spielt eine entscheidende Rolle in der Integration. Nahezu 200.000 syrische Kinder besuchen eine Schule in Deutschland, während etwa 50.000 in Berufsschulen eingeschrieben sind. Auch viele Kinder von syrischen Geflüchteten, mehr als 50.000, sind in Deutschland geboren. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, weiterhin in die Bildung junger Geflüchteter zu investieren.
Rückkehrdebatte und Herausforderungen
Die Rückkehrbereitschaft syrischer Geflüchteter ist ein umstrittenes Thema. Während einige Politiker wie Jens Spahn (CDU) aktiv für eine Rückkehr nach Syrien werben und Unterstützung durch Charterflüge anbieten möchten, bleibt die Meinungsbildung in der breiten Gesellschaft gespalten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betont, dass die Lage in Syrien unübersichtlich bleibt und konkrete Rückkehrmöglichkeiten zurzeit ungewiss sind.
Die Zukunft von Bakri, Douaa und Millionen anderen syrischen Geflüchteten ist mit der Hoffnung auf Frieden und Sicherheit in ihrer Heimat verknüpft. Während sie sich in Deutschland Fuß fassen und ihre Träume verwirklichen, bleibt ihre Verbindung zu Syrien stark – sowohl emotional als auch in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Insgesamt zeigt sich, dass die Schicksale von Bakri und Douaa nicht isoliert sind, sondern Teil eines größeren Rahmens, der die Herausforderungen der Integration, die aktuellen politischen Entwicklungen und die sozialen Strukturen in Deutschland umfasst.
Für weitere Informationen zu syrischen Flüchtlingen in Deutschland besuchen Sie ZVW, Mediendienst Integration und Tagesschau.