
Der FC St. Pauli hat entschieden, die Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“ bis mindestens zum Ende der laufenden Saison nicht mehr zu spielen. Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des Texters Josef Ollig, der während des Nationalsozialismus als Journalist und Kriegsberichterstatter tätig war. Bereits beim Heimspiel gegen den SC Freiburg Mitte Februar 2025 wurde das Lied nicht mehr gespielt, was einen bemerkenswerten Bruch in einer Tradition darstellt, die über zwei Jahrzehnte Bestand hatte. FAZ berichtet, dass die Diskussion über die Hymne unter den Fans sowohl leidenschaftliche Zustimmung als auch vehementen Protest hervorrief. Ein Teil der Anhänger pfiff Präsident Oke Göttlich aus, während andere applaudierten.
Die Umstände dieser Entscheidung sind vielschichtig. Die Rolle von Josef Ollig in der NS-Zeit und die damit verbundene kritische Betrachtung seines Schaffens hat durch eine laufende Untersuchung des FC-St.-Pauli-Museums neue Dimensionen erhalten. Die Veröffentlichung einer umfassenden Dokumentation über die Hintergründe des Liedes, die ursprünglich für April geplant war, wurde auf nach der Saison verschoben. Laut Bild haben die Diskussionen innerhalb des Vereins und im Fanumfeld zugenommen, insbesondere nach Enthüllungen über Olligs Aktivitäten, die nicht im Einklang mit den Werten des Clubs stehen.
Die umstrittene Vergangenheit
Josef Ollig war nicht nur Texter, sondern auch Journalist bei nationalkonservativen Publikationen und wurde für seine menschenverachtenden Texte in NS-Propagandamedien bekannt. Er erhielt sogar militärische Auszeichnungen während seiner Zeit als Soldat der Wehrmacht. taz hebt hervor, dass viele Fans angesichts dieser Historie Bedenken haben, das Lied weiterhin im Stadion abzuspielen. Während einige die Meinung vertreten, dass die Hymne positive Emotionen weckt, empfinden andere Unbehagen und möchten eine klare Trennung von Olligs Vergangenheit.
Zudem plant der Verein eine wissenschaftliche Studie zur NS-Vergangenheit des Texters, um eine umfassendere Diskussion über das Lied zu ermöglichen. Diesschließt die Vorstellung der Ergebnisse in Veranstaltungen ein, die den Austausch mit den Fans fördern sollen. Präsident Göttlich macht deutlich, dass er die kontroverse Diskussion in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks fortführen möchte. Er betont die emotionale Bedeutung der Hymne für viele, räumt aber auch ein, dass die vorangegangenen Pfiffe und Beschimpfungen beim Abspielen des Liedes nicht akzeptabel sein können.
Die Reaktionen
Die Entscheidung, das Lied aus dem Stadion zu verbannen, hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Bei der Niederlage gegen den SC Freiburg waren die Reaktionen vornehmlich zustimmend. Es gab wenig Buhrufe; stattdessen wurde die Entscheidung mit Beifall unterstützt. Während ein Teil der Fans weiterhin für das Lied eintritt und es auch ohne musikalische Untermalung singt, wächst der Widerstand gegen die Verbindung der Hymne zur dunklen Vergangenheit ihres Texters.
Der FC St. Pauli steht damit an einem kritischen Punkt, an dem die Werte des Vereins und die historische Verantwortung in Einklang gebracht werden müssen. Fazit ist, dass diese Diskussion weit über die Musik hinausgeht und die Identität des Clubs in der heutigen Zeit maßgeblich prägen könnte.