
In Weingarten sorgt ein geplantes Taubenmanagement für Aufregung unter den Anwohnern. Die Stadt plant, rund 60 Tauben in den Bereichen Löwenplatz und Stadtgarten zu füttern, um sie dazu zu bewegen, sich weniger im Stadtzentrum aufzuhalten. Ziel ist der Aufbau eines Taubenschlags im Dachgeschoss einer Garage in der Oberen Sterngasse 11. Doch die Nachbarn, insbesondere das Ehepaar Peter und Roswitha Knörle, äußern Bedenken hinsichtlich der damit verbundenen Lärm- und Schmutzbelastung, die besonders für den in der Nähe gelegenen Kinderspielplatz problematisch sein könnte.
Peter Knörle, der für seine Bedenken bereits 50 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hat, stellt außerdem die Absichten der Stadtverwaltung in Frage. Seiner Meinung nach sei das Hauptziel nicht der Schutz der Tauben, sondern die Beseitigung des Taubenkots aus der Innenstadt. Er führt weiter an, dass die Stadt sich nicht ausreichend um die möglichen negativen Folgen für die Lebensqualität der Anwohner kümmere.
Nachhaltigkeit und Herausforderungen des Taubenmanagements
Das Thema Taubenpopulation ist nicht nur in Weingarten brisant. In vielen Städten in Deutschland wird ein nachhaltiges Taubenmanagement kontrovers diskutiert. Ein Beispiel hierfür ist Berlin, wo für 2024 die Mittel zur Bekämpfung der Taubenpopulation in Höhe von 200.000 Euro gestrichen wurden. Auch in anderen Städten gibt es hohe Taubenpopulationen, oft an Bahnhöfen, wo Tauben sich von Speiseresten ernähren und Brutplätze suchen.
Insgesamt wird in Deutschland geschätzt, dass es zwischen 190.000 und 310.000 Brutpaare von Tauben gibt. Die Aufzucht der jungen Tauben geschieht unter optimalen Bedingungen in einer enormen Häufigkeit – ein Brutpaar kann bis zu 12 flügge Jungtiere pro Jahr aufziehen. Tierschützer warnen jedoch davor, dass ein radikales Vorgehen gegen Tauben, wie beispielsweise das Töten von Tieren, keine langfristige Lösung darstellt. Vielmehr sei ein nachhaltiges Taubenmanagement erforderlich, das Ansätze wie das Einrichten von Taubenschlägen und das Austauschen von Eiern durch Attrappen umfasst.
Die Sicht der Kommunen und Tierschutzverbände
In Weingarten wird die Sorge der Anwohner ernst genommen. Carolin Schattmann von der Stadtverwaltung betont, dass das Projekt noch nicht entschieden ist. Eine Informationsveranstaltung zur Klärung der Bürgerinteressen und zur Prüfung der Bereitschaft zur Unterstützung des Taubenmanagements ist für heute, den 16. Januar, geplant. Fünf Bürger haben sich bereits bereit erklärt, sich um die Tauben zu kümmern, was für einige eine Möglichkeit darstellt, den Tieren ein tierschutzgerechtes Zuhause zu bieten.
Der Umgang mit Stadttauben ist oft komplex. Sie werden als Haustiere betrachtet, die sich an die urbanen Gegebenheiten angepasst haben. Oft führen einseitige Lösungsansätze wie Fütterungsverbote oder Abwehrnetze zu zusätzlichem Stress für die Tiere und verlagern die Probleme nur. Daher empfehlen Tierschutzverbände ein professionelles Taubenmonitoring und die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen zur tierschutzkonformen Regulierung der Population.
Das Beispiel Weingarten verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Städte konfrontiert sind, wenn es um das harmonische Miteinander zwischen Mensch und Tier geht. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt und die Bürger diesen komplexen Dialog erfolgreich gestalten können.
Für weiterführende Informationen zu den Hintergründen und Ansätzen im Taubenmanagement lesen Sie auch die Artikel auf Schwäbische.de, Deutschlandfunk und Tierrechte.de.