
In einer Zeit großer Unsicherheit für die Stahlindustrie demonstrierten heute rund 3.000 Stahlmitarbeiter in Völklingen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Anlass für die Protestaktion war eine außerordentliche Betriebsversammlung von Saarstahl, einer der größten Arbeitgeber im Saarland mit etwa 3.000 Beschäftigten, die bundesweit rund 5.500 Mitarbeitende zählt. Diese Versammlung diente der Information über die geplanten Einsparungen, die in Höhe von 90 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren erforderlich sind, um das Unternehmen durch die aktuelle wirtschaftliche Krise zu steuern. Laut merkur.de ist Saarstahl stark von der schwächelnden Automobilindustrie betroffen.
Die Belegschaft hatte im Vorjahr bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht und ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit. Der Vorstand informierte über eine geplante Einsparformel, die Verzichte von 40 Millionen Euro in 2025, 30 Millionen Euro in 2026 und 20 Millionen Euro in 2027 vorsieht. Diese Maßnahmen werden durch die hohe Energiepreise, die schwache Nachfrage und die Bedrohung durch Billigstahl aus China weiter verschärft. Unternehmenssprecher betonten, dass trotz dieser Einschnitte keine Kündigungen und Standortschließungen geplant sind, dies aber ein Thema bleibt, das der Vorstandsvorsitzende Stefan Rauber nicht ausschließen konnte.
Wirtschaftliche Herausforderungen und politische Forderungen
Die Stimmung bei der Betriebsversammlung war angespannt. Rund 4.000 Mitarbeitende waren anwesend, und es kam zu hörbaren Protesten. Betriebsratsvorsitzender Stephan Ahr beschrieb die angekündigten Maßnahmen als „extrem harte Einschnitte“ und verwies auf die kritische Lage, die das Unternehmen seit Monaten belastet. Die Demonstration wurde als ein starkes Zeichen der Solidarität mit der Industrie gesehen, wobei die IG Metall Unterstützung von der künftigen Bundesregierung einfordert, um die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Lars Desgranges von der IG Metall wies darauf hin, dass die Beschäftigten in einer dramatischen Situation seien, und es notwendig sei, die politischen Entscheidungsträger auf die Auswirkungen ihrer Entscheidungen hinzuweisen.
Zusätzlich zur finanziellen Situation sieht sich die Stahlindustrie in Deutschland in einem umfassenden Transformationsprozess, der nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Resilienz der Nation betrifft. In einer aktuellen Studie wurde festgestellt, dass die deutsche Stahlindustrie rund 23% zum Produktionswert und 12% zu den Arbeitsplätzen in der deutschen Gesamtwirtschaft beiträgt. Diese Untersuchungen zeigen, dass ein Scheitern bei der Transformation gravierende Auswirkungen auf die Investitionen und Beschäftigung in stahlverarbeitenden Branchen haben könnte. Laut wvstahl.de sollten auch die CO2-Emissionen durch die Dekarbonisierung deutlich gesenkt werden.
Aufbruch oder Rückschritt?
Die Diskussion um eine mögliche Ausweitung der Kurzarbeit spiegelt die besorgniserregende Lage wider. Die Beteiligten wissen, dass Entscheidungen nicht ohne die Mitarbeitenden getroffen werden dürfen. Anstehende Verhandlungen über Tarifverträge könnten entscheidend sein, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunft der Stahlproduktion in Deutschland zu sichern. Der Weg scheint steinig, aber die Belegschaft zeigt mit ihren Protesten, dass sie bereit ist, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen.