
Der Rotenburger Stadtrat hat kürzlich in einer nicht-öffentlichen Sitzung die Pläne für die Nutzung des alten „Aldi-Geländes“ an der Mühlenstraße 5 für den Bau einer Moschee gestoppt. Damit wurde der Antrag der „Kleinen Ayasofya Moschee“ abgelehnt, die einen Vertrag mit dem Grundstückseigentümer Thomas Lehmann abgeschlossen hatte. Die Entscheidung fiel einstimmig, jedoch gab es einige Enthaltungen. (Kreiszeitung)
Die Stadt hat ihr Vorkaufsrecht als Mittel im Rahmen des städtischen Städtebauförderungsprogramms genutzt. Auf dem rund 1.500 Quadratmeter großen Gelände, das sich im Sanierungsgebiet „Innenstadt und Niederungen“ befindet, sieht die städtische Planung eine zwei- bis dreigeschossige Wohn- und Büroeinheit vor. Bürgermeister Torsten Oestmann betonte, dass die Entscheidung nicht gegen die Moscheegemeinde getroffen wurde, sondern im Sinne einer positiven Innenstadtentwicklung.
Konflikt um die Moschee und rechtliche Schritte
Oestmann äußerte sich kritisch zur geplanten Moscheenutzung und bezeichnete sie als „absolute Platzverschwendung“, indem das Konzept als „Vergeudung von Flächen“ eingestuft wurde. Die Stadt hat bereits Gespräche mit Vertretern der muslimischen Gemeinden geführt und bietet Unterstützung bei der Suche nach einem alternativen Standort an. (Kreiszeitung)
Die „Europäische Moscheebau und -unterstützungsgemeinschaft“ (Emug) hatte der Moscheegemeinde ein Überangebot von 2,25 Millionen Euro gemacht, was über dem ermittelten Verkehrswert des Grundstücks liegt. Der Rotenburger Landtagsabgeordnete Eike Holsten stellte der Landesregierung eine Anfrage zu den Geschäften der Emug. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Transparenz und zu den Hintergründen der Verfahren auf.
Thomas Lehmann plant nun rechtliche Schritte gegen den Ratsbeschluss aufgrund des befürchteten Schadens von rund einer Million Euro. Dabei äußerte er Misstrauen gegenüber der Stadtverwaltung und Bürgermeister Oestmann, was weitere Spannungen im Stadtgebiet nach sich ziehen könnte.
Städtebau im Kontext
Der Stopp der Moschee-Nutzung reiht sich in einen größeren Kontext der Stadtentwicklung in Deutschland ein. Die Entwicklungen zeigen, dass Städte nicht regelrecht aufgebaut werden, sondern aus einer Abwägung öffentlicher und privater Interessen hervorgehen. (BBSR) Es ist erforderlich, neue Strategien zur Stadtentwicklung zu entwickeln, die den Herausforderungen der Globalisierung und Individualisierung gerecht werden.
In den letzten Jahrzehnten gab es signifikante Veränderungen in der Stadtentwicklung, wobei alte und neue Strukturen sowie die Reaktivierung von Brachflächen für die städtische Infrastruktur eine zentrale Rolle spielen. Der zukunftsorientierte Umgang mit urbanen Räumen wird zunehmend wichtiger, insbesondere im Kontext nachhaltiger Entwicklung. (Bundestag)
Unklar bleibt, wie das verwaiste Grundstück nach dem gescheiterten Verkauf behandelt wird und welche Möglichkeiten die Stadt hat, um die Lage für alle beteiligten Akteure zu klären. Diese Ereignisse könnten weitreichende Auswirkungen auf die künftige Stadtplanung in Rotenburg haben.