
In Bad Wurzach wurde am 4. April 2025 ein historischer Schritt vollzogen: Die Spitalkapelle des Stifts zum Heiligen Geist, die seit ihrer Weihung am 7. Oktober 1482 über 500 Jahre lang als sakraler Raum genutzt wurde, wurde profaniert. Der Gottesdienst zur Profanierung, der von Pfarrer Stefan Maier und Bürgermeisterin Alexandra Scherer geleitet wurde, markierte das Ende einer Ära, da das Gebäude seit über 15 Jahren nicht mehr für den Gottesdienst verwendet worden war. Dies geschah im Beisein von 25 Besuchern, darunter Gemeinderatsmitglieder und interessierte Bürger, die die Bedeutung dieses Ereignisses würdigten.
Bei der Profanierung handelt es sich um die formale Entwidmung eines nicht mehr für den Gottesdienst genutzten Gebäudes, die durch die Entnahme des Weihesteins vollzogen wird. Dieser Prozess ist im kanonischen Recht der römisch-katholischen Kirche verankert. Die Diözese genehmigte den Antrag auf Profanierung mit der Verpflichtung, dass das Gebäude keiner „unwürdigen Bestimmung“ dienen soll. Ein essentieller Bestandteil des Gottesdienstes war die Entfernung sakraler Gegenstände, darunter das Altartuch, und die Sichtbarmachung des Altarsteins, der anschließend dem bischöflichen Ordinariat übergeben wurde. Die Pietà bleibt jedoch im Gebäude, um einen Teil der Geschichte zu bewahren.
Die Zukunft der Spitalkapelle
In einem anschließenden Verlesen des Dekrets zur Profanierung bestätigte Bürgermeisterin Scherer die Auflagen des Denkmalamtes für die zukünftige Nutzung der Kapelle. Die Stadt Bad Wurzach bleibt weiterhin Eigentümerin des Gebäudes, welches nun verpachtet werden soll. Der Plan sieht vor, dass ein Gastronom aus Bad Wurzach in der ehemaligen Spitalkapelle einen Feinkostladen einrichtet. Die Entscheidung, die Kapelle nicht mehr für kirchliche Zwecke zu nutzen, wurde von der Kirchengemeinde St. Verena, die ebenfalls kein Interesse mehr an dem Gebäude hat, unterstützt.
Die Spitalkapelle, deren Architektur im Kern gotisch ist und über neuzeitliche Buntglasfenster verfügt, hat über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Menschen geprägt und war ein wichtiger Teil der lokalen Geschichte. Der letzte Gottesdienst war somit nicht nur ein Abschied von einem Ort des Glaubens, sondern auch ein Moment des Dankes an die Gemeinschaft, die hier gewachsen ist. Pfarrer Maier betonte in seiner Ansprache, dass der Glaube nicht an Objekte gebunden sei. Die Profanierung stellt für die ländliche Gemeinde Bad Wurzach einen bedeutenden Schritt dar, da sie die Möglichkeiten für die zukünftige Nutzung des historischen Gebäudes eröffnet.
Die Profanierung ist ein Begriff, der die Beendigung der kirchlichen Nutzung eines sakralen Gebäudes beschreibt. Sie kann auch als Kirchenschließung bezeichnet werden und erfordert, dass vor der Profanierung alle heiligen Reliquien entfernt werden. Historisch wurde die Praxis der Profanierung selten durchgeführt, und der Prozess sowie die ritualistischen Elemente können diözesan variieren. In Deutschland hat die Profanierung staatskirchenrechtlich die Wirkung einer Entwidmung, was sowohl den Ort als auch die Atmosphäre betrifft.