
In Friedrichshafen gibt es derzeit große Spannungen im Zusammenhang mit den Zielen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040. Am Montag lehnte der Stadtrat, bestehend aus 20 Mitgliedern, den Bau eines Solarparks ab, der voraussichtlich jährlich bis zu 13,5 Millionen Kilowattstunden grünen Strom hätte liefern können. Dieser Solarpark hätte rund 3700 Haushalte mit umweltfreundlicher Energie versorgen können. Während die Mehrheit der Ratsmitglieder das Projekt als grundsätzlich sinnvoll erachtete, waren Bedenken hinsichtlich des gewählten Standorts ausschlaggebend für die Ablehnung. Energiemanager Dominik Gröber warnte, dass ohne geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen die Stadt ihre Klimaziele nicht erreichen kann.
Der vorgeschlagene Solarpark sollte auf etwa 10 Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen zwischen Fallenbrunnen und Schnetzenhausen entstehen. Der Investor von Energiekontor argumentierte, dass der Standort keine geschützten Gebiete berühre, Entfernung zu Wohnhäusern gewährt und bereits durch die Verbindungsstraße und B31 belastet sei. Dagmar Hoehne äußerte jedoch signifikante Bedenken zum Verlust von Ackerland und dem Einfluss auf Naherholungsgebiete. Auch die Freien Wähler stützen sich eher auf Agri-PV-Projekte, die Solarmodule über Obstplantagen vorsehen.
Alternative Ansätze zur Energieerzeugung
Während der Stadtrat den Solarpark ablehnte, gibt es jedoch andere Initiativen, die darauf abzielen, die Nutzung erneuerbarer Energien in Friedrichshafen zu fördern. Geplant ist eine Photovoltaik-Großanlage auf dem Messegelände, die bis zu 5,5 Megawatt Peak leisten soll. Diese Anlage wird die größte Photovoltaikanlage in der Bodenseeregion sein und soll auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern untergebracht werden. Mit 12.350 PV-Modulen wird diese Installation den Großteil des Jahresstrombedarfs selbst erzeugen und Überschüsse ins Netz einspeisen. Der Projektstart ist für 2024 vorgesehen, mit einer Inbetriebnahme Ende 2025, und die Kosten belaufen sich auf insgesamt 7,5 Millionen Euro.
Die geplante Photovoltaikanlage auf dem Messegelände zielt darauf ab, jährlich etwa 5.700 MWh Ökostrom zu erzeugen, was dem Verbrauch von rund 2000 Haushalten entspricht. Ein zusätzlicher Batteriespeicher mit einer Kapazität von 2 MW soll sicherstellen, dass auch nachts Energie verfügbar ist. Dieses Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung, um den lokalen Energiebedarf nachhaltig zu decken und die Klimaziele zu unterstützen.
Klimaziele und Herausforderungen
Dennoch sieht die Stadt großen Herausforderungen gegenüber, da nur 3% des Strombedarfs in Friedrichshafen derzeit aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Um den angestrebten Klimazielpfad bis 2040 einzuhalten, müssen energetische Sanierungen und der Austausch fossiler Heizungen an städtischen Liegenschaften umgesetzt werden, was mindestens 100 Millionen Euro kosten wird. Diese finanziellen Mittel sind allerdings noch nicht gesichert, was Fragen zur zukünftigen Finanzierung aufwirft.
Eine Studie des Fraunhofer ISE hebt hervor, dass bis 2050 weltweit etwa 75 Terawatt an installierter Photovoltaik notwendig sein werden, um die Klimaziele zu erreichen. Um dies zu realisieren, muss die PV-Industrie in den kommenden Jahren mit jährlichen Wachstumsraten von etwa 25% wachsen. Der kontinuierliche Ausbau der Photovoltaik in Deutschland wird in den nächsten zehn Jahren entscheidend sein, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen in der gesamten PV-Lieferkette.
Die Stadt Friedrichshafen steht somit am Scheideweg: Einerseits gibt es Ansätze zur Nutzung erneuerbarer Energien, andererseits müssen geeignete Standorte und Ressourcen für eine nachhaltige Energiezukunft gefunden werden. Ein integrativer Ansatz könnte helfen, sowohl Naturschutz als auch notwendige Energieerzeugung in Einklang zu bringen, um an einem klaren Ziel festzuhalten.