
Die Herausforderungen im Umgang mit Inkontinenz und den damit verbundenen Erkrankungen stehen im Mittelpunkt einer neuen Reihe von Seniorenvorlesungen, die von Prof. Bettina Kemkes-Matthes an der Justus-Liebig-Universität Gießen organisiert werden. Die Vorlesungen, die in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Gießen (UKGM) stattfinden, beginnen am 29. April 2025 mit einem Vortrag über „Erkrankungen der Harnblase“ von Prof. Dr. med. Florian Wagenlehner. Diese Reihe zielt darauf ab, älteren Menschen umfassende Informationen zu relevanten medizinischen Themen zu bieten.
Die Vorlesungen finden jeden Dienstag um 17.15 Uhr im großen Hörsaal des Instituts für Anatomie und Zellbiologie, Aulweg 12, in Gießen statt. Neben dem Auftaktthema sind weitere Vorträge geplant, wie „Mit Geschmack gegen Harnwegsinfekte“ am 20. Mai von PD Dr. Klaus Deckmann und „Probleme der Vulva – was Sie schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“ von Dr. Maryam En-Nosse am 1. Juli. Die Veranstaltungen werden aufgezeichnet und auf der Webseite der Universität bereitgestellt (www.med.uni-giessen.de/senioren).
Inkontinenz im Alter: Ein weit verbreitetes Problem
In Deutschland leiden schätzungsweise 10 Prozent der Bevölkerung an Inkontinenz, wobei Frauen mit einem Anteil von 30 Prozent häufiger betroffen sind als Männer (10 Prozent). Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Blasenschwäche signifikant an; bei Frauen ab 80 Jahren sind etwa 40 Prozent betroffen. Harninkontinenz, definiert als unwillkürlicher Urinverlust, ist jedoch kein unvermeidlicher Teil des Alterungsprozesses.
Ein großes Problem ist, dass viele Betroffene nicht offen über ihre Inkontinenz sprechen und sich zurückziehen. Es gibt verschiedene Formen, wie Drang-, Belastungs- oder Überlaufinkontinenz. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, eingeschränkte Mobilität sowie bestimmte Erkrankungen wie Demenz oder Morbus Parkinson. Die Auswirkungen können gravierend sein; Inkontinenz kann direkte negative Folgen auf soziale Beziehungen und die Sexualität haben.
Behandlungsmöglichkeiten und Empfehlungen
Fachleute empfehlen Betroffenen, ein offenes Gespräch mit ihrem Hausarzt zu suchen, um die Ursachen herauszufinden und mögliche Behandlungsansätze zu eruieren. Zu den allgemeinen Empfehlungen gehören ausreichende Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 1,5 Litern Wasser täglich und ein Toilettentraining mit festem Rhythmus. Auch Beckenbodentraining, etwa durch Kegelübungen, hat sich als effektiv erwiesen.
Eine hilfreiche Methode ist das Führen eines Miktionstagebuchs, das die Trinkmenge, die Häufigkeit der Toilettengänge und Inkontinenzepisoden dokumentiert. Medizinische Fachleute raten zu verschiedenen Untersuchungen wie gynäkologischen oder urologischen Untersuchungen, Blasenspiegelungen oder urodynamischen Messungen, um die spezifischen Ursachen zu identifizieren und gezielte Therapien zu entwickeln. Eine mit Biofeedback oder elektrischer Stimulation unterstützte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kann ebenfalls zur Verbesserung der Beschwerden beitragen.
Insgesamt ist das Thema Inkontinenz im Alter von zentraler Bedeutung. Die bevorstehenden Vorlesungen an der Justus-Liebig-Universität Gießen bieten eine wertvolle Gelegenheit, um sich über diese häufige Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Die Kombination aus medizinischem Fachwissen und einem direkten Austausch mit Experten könnte vielen Betroffenen helfen, die Herausforderungen der Inkontinenz besser zu bewältigen.
Für weitere Informationen zu den Seniorenvorlesungen besuchen Sie die Webseite der Universität: JLU Gießen. Informationen über Inkontinenz und deren Behandlung sind zudem auf Medizinspektrum und AOK zu finden.