
Eine bemerkenswerte Entdeckung erregte jüngst die Aufmerksamkeit ornithologischer Kreise: Am Goldbergsee wurden von Sebastian Lehmeier, einem Ornithologen des LBV Coburg, zwei Zwerggänse (Anser erythropus) beobachtet. Diese Art gilt als die seltenste Gänse-Art Europas und ist global als gefährdet eingestuft. Besonders bemerkenswert ist, dass die Zwerggans in Deutschland nur selten als Durchzügler oder Wintergast gesichtet wird und am Goldbergsee bisher noch nie zuvor dokumentiert wurde. Laut inFranken handelt es sich um die 236. Vogelart, die im Naturschutzgebiet Goldbergsee und in den Glender Wiesen gesichtet wurde.
Die Beobachtung von Lehmeier löste einen Ansturm von Vogelkundlern aus, die am folgenden Morgen die seltenen Vögel ebenfalls beobachten wollten. Auffällig war, dass sich die Zwerggänse in einer Gruppe mit anderen Gänsearten wie Kanadagänsen, Graugänsen und Blässgänsen aufhielten. Unterscheidungsmerkmale zu Blässgänsen sind ein gelber Lidring, eine höhere Blässe und eine geringere Größe. Der Ruf der Zwerggans ist schriller und kläffender, was ebenfalls zur Identifizierung beiträgt.
Bestandsaufnahme und Bedrohungen
Die globalen Bestände der Zwerggans sind alarmierend niedrig. Der weltweite Bestand wird auf maximal 30.000 Vögel geschätzt, wobei in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Brutpaare in Europa auf etwa 250 bis 400 zurückgegangen ist. In Skandinavien sind es derzeit nur noch rund 50 Tiere, einschließlich 10 bis 15 Brutpaare. Die Hauptursache für diesen Rückgang sind menschliche Aktivitäten, wie die Zerstörung ihrer Rastplätze und Wintergebiete, sowie die Jagd, die die wenigen verbliebenen Tiere während ihrer Zugmigration gefährdet. Biodiv warnt vor dem dringenden Handlungsbedarf zum Schutz dieser Art.
Die Bedrohungen, mit denen die Zwerggänse konfrontiert sind, betreffen nicht nur die Bestände, sondern auch die brutalen Bedingungen ihrer natürlichen Lebensräume. Ein bemerkenswertes Artenschutzprojekt, das seit 2005 von der Aktion Zwerggans e.V. und dem Institut für Biodiversität durchgeführt wird, zielt darauf ab, die Zwerggans vor dem Aussterben in Skandinavien zu bewahren. Ziel dieser Initiative ist es, sichere Zugrouten zu einem geschützten Überwinterungsgebiet zu schaffen, und hierbei werden innovative Methoden eingesetzt, wie die Nutzung von Ultraleichtflugzeugen, die als „Gänsemutter“ fungieren.
Ernährungsgewohnheiten und Lebensraum
Zwerggänse ernähren sich im Winter vorwiegend von kurzen Gräsern und Kräutern und bevorzugen Weideland als ihren Lebensraum. Sie sind relativ klein und erreichen eine Größe von 56 bis 66 cm, mit einer Flügelspannweite von 115 bis 135 cm. Ihre Lebensweise und Fortpflanzung sind stark an die Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen und geeigneten Brutgebieten gebunden.
Die überraschende Sichtung am Goldbergsee zeigt nicht nur die Bedeutung des Naturschutzgebiets, sondern verdeutlicht auch die Herausforderungen, denen sich die Zwerggans gegenübersieht. Der Rückgang ihrer Bestände erfordert daher ein gemeinsames Engagement aller Naturschutzpraktiker, um die verbleibenden Populationen zu schützen und zu fördern. Zusammenschlüsse wie die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) im LBV Coburg sind dabei von zentraler Bedeutung, um das Bewusstsein für solche eindrucksvollen, aber bedrohten Arten zu schärfen.
Der Fall der Zwerggans verdeutlicht die Fragilität der Ökosysteme und die Notwendigkeit nachhaltiger Schutzmaßnahmen. Die erhaltenen Daten und Beobachtungen, die unter anderem von bfn und anderen Institutionen gesammelt werden, sind entscheidend für zukünftige Maßnahmen zur Sicherung dieser einzigartigen Spezies.