
Das Land Hessen unternimmt gezielte Schritte, um die Finanzkompetenz junger Menschen zu stärken. Anlässlich der Einführung der neu entwickelten Seasn-App, die an der Frankfurter Goethe-Universität und dem Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE entworfen wurde, wurde bekannt, dass etwa ein Drittel der 18- bis 35-Jährigen in Hessen unter finanziellem Stress leidet. Diese Zahlen stammen aus der aktuellen Studie Hessenmonitor, die umfassende Einblicke in den Stand der Finanzbildung in der Region gibt.
Die Seasn-App ist nicht nur kostenfrei, sondern bietet auch eine werbefreie Umgebung, in der Nutzer ihre finanzielle Zukunft mithilfe eines digitalen Zwillings simulieren können. Dies ermöglicht es den Nutzern, verschiedene Lebensszenarien durchzuspielen, ohne persönliche Daten anzugeben. Finanzminister Alexander Lorz unterstrich in der Präsentation der App die Dringlichkeit, finanzielle Kompetenzen gezielt zu fördern. Besonders hervorgehoben wurde die Tatsache, dass 73 Prozent der Befragten angeben, in keinem Kurs oder Unterricht über den Umgang mit Geld gelernt zu haben.
Finanzstress und mangelnde Bildung
Eine tiefergehende Analyse der Umfrage zeigt, dass 14 Prozent der jungen Erwachsenen wegen finanzieller Sorgen Schlafprobleme haben. Hinzu kommt, dass 38 Prozent den Aktienmarkt als kompliziert empfinden, während 20 Prozent ihn sogar mit „Zockerei“ in Verbindung bringen. Diese Skepsis ist besorgniserregend, besonders angesichts der Tatsache, dass über 40 Prozent der jungen Menschen bereits aktiv am Aktienmarkt beteiligt sind, was einen historischen Höchststand darstellt.
Darüber hinaus belegt die Studie, dass fast zwei Drittel der Befragten mehr über Finanzen lernen möchten. Familienmitglieder und Freunde sind die Hauptinformationsquellen für Finanzfragen, was darauf hinweist, dass institutionelle Bildungsangebote dringend notwendig sind. Die Diskussion um die Finanzbildung wird durch die Erkenntnisse der Forscher am SAFE, Professor Dr. Christine Laudenbach und Professor Dr. Andreas Hackethal, verstärkt, die betonen, dass die App dabei helfen kann, die Folgen von Finanzentscheidungen zu verstehen.
Die Rolle von digitalen Lernmethoden
In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wie Österreich keine umfassende nationale Finanzbildungsstrategie implementiert hat, wird der Bedarf an effektiven und attraktiven Bildungsangeboten nachdrücklich betont. Lukas Menkhoff hebt die Notwendigkeit hervor, eine solche Strategie zu entwickeln, da junge Menschen beim Übergang in ein selbstbestimmtes Leben vor komplexen finanziellen Entscheidungen stehen.
Zusätzlich zur Seasn-App wird auch die App „CashCoach“ erwähnt, die ebenfalls darauf abzielt, finanzielle Bildung für junge Menschen ansprechend zu gestalten. Diese App nutzt Gamification und digitale Lernformen, um Wissen über Finanzprodukte und das Wirtschaftssystem zu vermitteln. Dies ist besonders wichtig, da Forschung zeigt, dass ein höheres Maß an Finanzwissen direkt zu besseren finanziellen Entscheidungen führt.
Das Land Hessen plant, im Jahr 2025 weiterführende Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzkompetenzen junger Menschen zu fördern. In einer Zeit, in der finanzielle Bildung ein grundlegendes Bedürfnis darstellt, sind Initiativen wie die Seasn-App unerlässlich, um junge Erwachsene zu unterstützen und zu informieren.
Finanzbildung ist so mehr als nur eine Weiterbildung; sie ist eine Notwendigkeit in einer zunehmend komplexen und dynamischen Finanzwelt.