
Die Nutzung von Solarenergie auf dem Meer gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während Windkraft in der Nordsee bereits etabliert ist, diskutieren Experten die Möglichkeiten schwimmender Photovoltaikanlagen, auch bekannt als Floating PV. Diese innovativen Systeme haben das Potenzial, große Flächen zwischen Offshore-Windparks zu nutzen und könnten somit einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sieht jedoch aktuell keine klaren technischen Machbarkeiten für solche Projekte in der Deutschen Bucht.
Ein wegweisendes Pilotprojekt, die „Merganser“, befindet sich bereits in der niederländischen Nordsee. Diese Testanlage, die sich 12 Kilometer vor der Küste von Scheveningen befindet, wird von RWE und SolarDuck betrieben und soll über zwei Jahre hinweg auf ihre Verankerung und die ökologischen Auswirkungen untersucht werden. Experten halten die Kombination aus Windkraft und Solarenergie für vielversprechend, da sie die Netzauslastung erhöhen und Kosten senken könnte. Mopo berichtet, dass die Off-Grid-Natur der Floating-PV zusätzlichen Forschungseinsatz erfordert.
Technologische Herausforderungen und Umweltauswirkungen
Die Realisierung schwimmender Photovoltaikanlagen bringt verschiedene technische Herausforderungen mit sich. Materialien müssen speziell für die harschen Bedingungen von Wind und Wellen entwickelt werden. Wie Investment Week hervorhebt, stellen sich besondere Fragen zur Korrosion von Metall und dem Risiko von Mikroplastik aus Kunststoff. Auch die Wartung und Fehlerlokalisierung auf dem Wasser erfordert spezielle Lösungen.
Ein Aspekt, der viele Experten beschäftigt, sind die Umweltauswirkungen der schwimmenden PV-Anlagen auf marine Organismen. Es besteht ein klarer Forschungsbedarf, um diese Effekte besser zu verstehen, da die Auswirkungen auf die marine Ökologie bisher nicht ausreichend untersucht sind. Ingenieur weist zudem darauf hin, dass die Installation dieser Anlagen in unmittelbarem Küstenbereich aufgrund des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer ausgeschlossen ist.
Politische Unterstützung und die Zukunft der Offshore-Photovoltaik
Trotz der bestehenden Herausforderungen gibt es unterstützende politische Stimmen für die Entwicklung schwimmender PV-Anlagen. So sieht die CDU-Fraktion in Niedersachsen Potenzial in der Kombination von Offshore-Windparks mit Floating-PV, während die Grünen eher die Nutzung an Land favorisieren, beispielsweise auf Speicherbecken. Die Debatte über den Einsatz und die Kosten der Offshore-Solartechnologie ist begonnen. Experten gehen von höheren Kosten aufgrund der speziellen Befestigungsnotwendigkeiten und einer unzureichenden Netzanbindung aus.
Auf internationaler Ebene sind andere Länder bereits aktiver in der Entwicklung schwimmender Photovoltaikanlagen als Deutschland. So sind u.a. die Pläne für das Seavolt-Projekt in der Nordsee bereits in Arbeit. Die Installation dieser Technologie wird im Sommer erwartet und soll helfen, die Vorteile der Offshore-Photovoltaik – wie größere Flächen und stärkere Sonneneinstrahlung – zu nutzen. Mit diesen Entwicklungen könnte Offshore-Solarenergie einen wichtigen Platz im Mix der erneuerbaren Energien in der Zukunft einnehmen.