
In der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, stehen die zuständigen Stellen vor einer wachsenden Herausforderung: Bis 2035 wird die Zahl der pensionierten Einwohner um etwa 2.800 auf insgesamt circa 27.600 Menschen ansteigen. Diese demografische Entwicklung bringt einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen mit sich, wie eine Untersuchung des Pestel-Instituts zeigt. Derzeit gibt es in Schwerin rund 54.700 Haushalte, von denen etwa 35 Prozent von Senioren bewohnt sind. Angesichts dieser Zahlen wird bereits jetzt ein Bedarf von etwa 4.400 Seniorenwohnungen festgestellt, die jedoch nicht verfügbar sind, berichtet Nordkurier.
Für das Jahr 2045 erwarten Fachleute einen Anstieg des Bedarfs auf rund 5.500 Seniorenwohnungen. Ein Großteil der derzeit vorhandenen altersgerechten Wohnungen wird allerdings auch von Familien genutzt. Um dieser Lage zu begegnen, fordern Experten eine umfassende Sanierungsoffensive, um mehr seniorengerechte Wohnungen zu schaffen und die Defizite im Wohnungsangebot zu beseitigen.
Forderungen nach Unterstützung und Reformen
Kritik richtet sich in diesem Zusammenhang auch gegen den Bund, der beschuldigt wird, das Problem der grauen Wohnungsnot zu ignorieren. Effektive Programme zur Schaffung von Seniorenwohnungen bleiben aus. Die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel fordert eine verstärkte Förderung von Sozialwohnungen und bezahlbarem Wohnraum. Zudem ist der Wohnungsbau als wichtiger Motor für die Binnenkonjunktur anzusehen, sodass eine Verschärfung der Wohnungsbau-Krise auch erhebliche Arbeitsplatzverluste im Baugewerbe nach sich ziehen könnte.
Eine altersgerechte Sanierung der Wohnungen könnte zu höheren Mieten führen, die sich viele Senioren jedoch nicht leisten können. Die derzeitige durchschnittliche Kaltmiete in Schwerin liegt bei etwa 6,10 Euro pro Quadratmeter, wobei 67 Prozent der Seniorenhaushalte deutlich weniger zahlen. Es wird argumentiert, dass es für die öffentlichen Kassen letztlich günstiger wäre, altersgerechten Wohnraum zu schaffen, als die hohen Kosten für Heimplätze tragen zu müssen.
Strategien für das Wohnen im Alter
Die Notwendigkeit für eine adäquate Wohnungsversorgung älterer Menschen wird immer deutlicher. In Deutschland arbeiten viele Wohnungsunternehmen daran, barrierefreies und Service-Wohnen zu fördern, doch umfassende Strategien für das Wohnen im Alter fehlen oft. Eine Studie, unterstützt vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, zeigt, dass viele Unternehmen unzureichend auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingehen, da sie in gefragten Wohnungsmärkten schnell vermieten können. Dies geschieht, obwohl der Bedarf in weniger gefragten Märkten zunehmend wächst und Anreize zur Entwicklung solcher Strategien geschaffen werden müssen, so BBSR.
Die Studie identifiziert elf Handlungsfelder für Wohnungsunternehmen und empfiehlt, die Sensibilisierung der Mieter für das Wohnen im Alter zu erhöhen. Gezielte Vermarktung und die Bereitstellung eines passenden Wohnungsangebots sind ebenfalls entscheidende Maßnahmen. Eine verbesserte Kommunikation mit älteren Menschen, etwa durch Ansprechpartner in Wohnungsunternehmen, könnte die Situation deutlich verbessern. Zudem können Dienstleister und Kooperationspartner soziale Angebote im Quartier unterstützen, um eine bedarfsgerechte Wohnungsversorgung zu ermöglichen.