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Schweden gibt Bargeld auf: Digitale Revolution oder Entfremdung?

Schweden macht einen bedeutenden Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen. Während Bargeld als überholt gilt, zeigen aktuelle Studien, dass der Zugang zu Bargeld für viele, insbesondere Ältere, zunehmend schwierig wird.

Schweden vollzieht einen radikalen Schritt in Richtung bargeldloses Bezahlen, was das Land als Vorreiter in der globalen digitalen Zahlungslandschaft etabliert. Bargeld wird dort zunehmend als Relikt aus der Vergangenheit betrachtet. Der Trend zu digitalen Zahlungsmethoden hat nicht nur in Schweden, sondern weltweit an Bedeutung gewonnen. Der Online-Handel, der seinen Anfang 1994 mit dem Verkauf einer CD von Sting über die Website von Dan Kohn nahm, wurde durch Unternehmen wie Amazon revolutioniert, was den Umgang mit Geld grundlegend veränderte. In Schweden sind EC- und Kreditkarten mittlerweile alltäglich, und mobile Zahlungslösungen haben seit 2018 an Popularität gewonnen. Dies zeigt sich auch in der wachsenden Nutzung von Smartwatches für Zahlungszwecke.

In Schweden sind die Möglichkeiten des Bargeldgebrauchs auf sogenannte „Bargeldblasen“ eingeschränkt, in denen Papiergeld nur für das Nötigste verwendet werden kann. Eine der am weitesten verbreiteten Anwendungen in diesem Kontext ist Swish, eine App, die von schwedischen Banken entwickelt wurde und bargeldloses Bezahlen für diverse Dienstleistungen ermöglicht. Dies bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich, da Personen ohne Zugang zu Smartphones oder technisches Wissen, insbesondere ältere Menschen und Obdachlose, von dieser digitalen Revolution ausgeschlossen sind. Dieses Phänomen führt zu einem Gefühl der Entfremdung unter den Nutzern bargeldloser Zahlungsmethoden, was Fragen nach der Zukunft derjenigen aufwirft, die nicht mit der digitalen Entwicklung Schritt halten können.

Die Lage in Deutschland

Ein Blick nach Deutschland zeigt ein ähnliches, aber differenziertes Bild. Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank aus dem Juli 2023 werden aktuell etwa 50% der alltäglichen Bezahlvorgänge in Deutschland mit Bargeld getätigt. Im Vergleich zur Vorstudie von 2021 zeigt die Nutzung unbarer Zahlungsmittel einen Anstieg um 7 Prozentpunkte auf 49%. Besonders auffällig ist der Zuwachs bei mobilen Bezahlverfahren, dessen Anteil sich seit 2021 verdreifacht hat und nun bei 6% liegt. Die Beliebtheit der Zahlungsmittel variiert: Die Debitkarte nimmt mit 32% den ersten Platz ein, gefolgt von Bargeld, das bei 26% liegt.

Die Studie weist auch darauf hin, dass 81% aller Befragten der Meinung sind, dass Transaktionen an physischen Zahlungsorten bargeldlos möglich wären; dies ist ein Anstieg von 20 Prozentpunkten seit 2021. Dennoch empfinden 15% der Befragten, dass der Zugang zu Bargeld schwierig ist, was einen Anstieg von 6% im Vergleich zu 2021 darstellt. Diese Schwierigkeiten betreffen sowohl städtische als auch ländliche Regionen.

Vor- und Nachteile der Zahlungsmethoden

Die Vorzüge von Bargeld liegen vor allem im Schutz der Privatsphäre. Im Gegensatz dazu bieten unbare Zahlungsmittel Vorteile wie Komfort und Schnelligkeit beim Bezahlen, was sie für viele Nutzer attraktiv macht. Die Bundesbank führt seit 2008 regelmäßig Studien zur Verwendung von Zahlungsmitteln durch, und die aktuelle Untersuchung bezieht sich auf 5.698 Befragte, die von September bis November 2023 zu ihrem Zahlungsverhalten Auskunft gaben. Diese Ergebnisse sind relevant, um das veränderte Zahlungsverständnis und das wachsende Bedürfnis nach digitalen Lösungen zu verstehen, während gleichzeitig die Herausforderungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht aus den Augen verloren werden sollten.

Referenz 1
www.derwesten.de
Referenz 3
www.bundesbank.de
Quellen gesamt
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