
Die Erinnerung an die Gräueltaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg bleibt lebendig. In einem bewegenden Projekt erinnern Schüler der IGS Delmenhorst an das Massaker in den griechischen Dörfern Pirgi und Messovouno, bei dem am 23. April 1944 mehr als 580 Menschen ums Leben kamen. Die Toten umfassten Frauen, Kinder und ältere Männer, die teils lebendig verbrannt oder erschossen wurden. Überlebende mussten ihre Heimat verlassen und durften erst viel später zurückkehren. Um der Opfer zu gedenken, pflanzten Schüler aus Delmenhorst und deren griechische Altersgenossen rund 250 junge Bäume auf einem Hügel bei Ptolemaida, um ein Zeichen für Frieden und Erinnerung zu setzen. Das Projekt mit dem Titel „Erinnern für Toleranz“ gibt es bereits seit 2016 und widmet sich der Aufarbeitung dieser historischen Ereignisse sowie dem Aufbau einer Gedenkstätte.
Vom 12. bis 19. März 2023 arbeiten Teilnehmer aus Ptolemaida in Delmenhorst an diesem Projekt. Sie fertigen Tontafeln mit den Namen und Geburtsdaten der Opfer, die später an den Bäumen angebracht werden. Oberbürgermeisterin Petra Gerlach begrüßte die Teilnehmer im Rathaus und würdigte ihr Engagement. Ein weiteres Ziel ist es, für jedes der Opfer einen Baum zu pflanzen. Die nächste Pflanzaktion ist für die Zeit vom 29. April bis 8. Mai 2023 in Griechenland geplant. Dieses Projekt fördert nicht nur das Gedenken an die vergangene Tragödie, sondern auch persönliche Freundschaften zwischen den Jugendlichen aus beiden Ländern. Bei den interkulturellen Austauschprogrammen tauschen sich die Schüler über die gesellschaftlichen Situationen in Griechenland und Deutschland aus und besuchen verschiedene Gedenkstätten sowie lokale Sehenswürdigkeiten.
Gemeinsame Werte fördern
Ein weiterer Aspekt der Gedenkarbeit ist die kürzlich unterschriebene Vereinbarung zwischen der Gedenkstätte Ahlem in Hannover und der BBS Cora Berliner. Dieser Kooperationsvertrag wurde am 29. April 2024 unterzeichnet und soll die Gedenkstätte als einen außerschulischen Lernort fördern. Frau Fischer, die Schulleiterin, und Herr Krach, Regionspräsident, erhoffen sich von dieser Zusammenarbeit eine Steigerung des Bewusstseins der Schüler für Diskriminierung und Rassismus. Im Rahmen der Feierlichkeiten zur Unterzeichnung wurden drei Birnenbäume gepflanzt: einer auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem und je einer an zwei anderen Schulstandorten.
Diese Kooperation will den Schülern ermöglichen, eigene Fragen zu stellen und sich aktiv mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Zudem zielt das Programm darauf ab, Demokratiekompetenzen zu fördern und sich gegen Hass sowie menschenverachtende Entwicklungen einzusetzen. Die BBS Cora Berliner identifiziert sich als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und möchte Werte wie Respekt und Wertschätzung für Vielfalt in den Schulalltag integrieren.
Einblick in die Geschichte
Diese Projekte gesellen sich zu der breiten Diskussion über die Gräueltaten der nationalsozialistischen Herrschaft, darunter die tragische Leningrader Blockade, die vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 andauerte. Während dieser Zeit waren 2,5 Millionen Menschen in Leningrad eingeschlossen, wodurch eine der schlimmsten Hungersnöte der Geschichte ausgelöst wurde. In 872 Tagen starben etwa 1,1 Millionen Menschen, viele durch Hunger. Diese Geschichte wird oft als Beispiel für die nationalsozialistische Hungerpolitik zitiert und erinnert an die Unmenschlichkeit der Kriegsführung jener Zeit, die zur Zerstörung und Leid zahlreicher Menschen führte.
Insgesamt zeigen diese Initiativen, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und Lektionen zu lernen, um eine friedlichere und inklusivere Zukunft zu gestalten.