
Ein schwerer Unfall an einem Bahnübergang in Oldenburg beleuchtet erneut die Gefahren im Zusammenhang mit Bahnübergängen in Deutschland. Ein Bahnmitarbeiter übernahm die Sicherung eines Bahnübergangs, nachdem die ursprüngliche Schranke ausgefallen war. Am Samstagnachmittag gab er den Übergang frei, nachdem ein Zug durchgefahren war. Unglücklicherweise passierte er diesen zu früh, und ein weiterer Zug kollidierte mit dem Auto eines 28-jährigen Fahrers, der die Gleise überquerte. Die Situation wurde weiter verkompliziert, als eine 60-jährige Radfahrerin ebenfalls verletzt wurde, wobei unklar bleibt, ob sie direkt vom Zug erfasst wurde oder in einen Zusammenstoß mit dem Auto verwickelt war.
Der 28-jährige Autofahrer zog sich leichte Verletzungen zu, während die Radfahrerin mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Glücklicherweise blieben die 40 Bahnreisenden, die sich im Zug befanden, unverletzt. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, um die genauen Umstände des Unfalls zu klären. Die Bahnstrecke zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg war daraufhin für mehrere Stunden gesperrt.
Sicherheitslage an Bahnübergängen
Unfälle an Bahnübergängen sind im Vergleich zu Gesamtunfällen im Straßenverkehr zwar selten, jedoch oft fatal. Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat gab es im Jahr 2016 in Deutschland 995 Unfälle an schienengleichen Bahnübergängen, die insgesamt 46 Todesopfer und 1.367 Verletzte forderten, darunter 282 Schwerverletzte. Besonders alarmierend ist, dass etwa 30-40% aller Unfälle mit Personenschäden im Eisenbahnverkehr an Bahnübergängen geschehen, von denen ungefähr 30% an nicht technisch gesicherten Anlagen auftreten. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig die richtige Sicherung von Bahnübergängen ist. Von den 13.624 Bahnübergängen im Netz der Deutschen Bahn AG sind über 70% technisch gesichert, während viele nichttechnisch gesichert sind und nur auf Sichtkontrollen und akustische Warnsignale setzen.
Die Sicherung von Bahnübergängen erfolgt gemäß der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) sowie verschiedenen technischen Regelwerken. Die Art der Sicherung hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Klassifizierung der betreffenden Strecke, die Anzahl der Gleise und das Verkehrsaufkommen. Die am häufigsten anzutreffenden Sicherungsarten sind Voll- und Halbschranken, während einfache Andreaskreuze weniger Sicherheit bieten und oft missachtet werden.
Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen
Die Verantwortlichen ergreifen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an Bahnübergängen. Diese umfassen unter anderem die Prüfung des Einsatzes von Rotlichtüberwachungsanlagen und die Förderung der Zusammenarbeit mit der DB Netz AG, um die technische Sicherung nicht gesicherter Bahnübergänge voranzutreiben. Nach dem schweren Unfall in Oldenburg wird die Dringlichkeit solcher Maßnahmen erneut unterstrichen. Experten fordern regelmäßige Kontrollen und die Anpassung der bestehenden Regelungen, um die Sicherheit an Bahnübergängen nachhaltig zu erhöhen.
Mit einem jährlichen Budget von rund 170 Millionen Euro für die Sicherung von Bahnübergängen und weiteren 340 Millionen Euro von Bund und Straßenbaulastträgern wird bereits ein erheblicher finanzieller Rahmen für Sicherheitsmaßnahmen bereitgestellt. Dennoch bleibt der hohe Anteil an nichttechnisch gesicherten Bahnübergängen ein großes Problem, das es zu lösen gilt, um die Sicherheit auf den Schienen weiter zu verbessern.
Der Vorfall in Oldenburg ist somit nicht nur ein tragischer Unfall, sondern auch ein weiterer Weckruf, die bestehenden Maßnahmen zur Sicherung von Bahnübergängen kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu reformieren. Die Gefahren, die von diesen höhengleichen Kreuzungen ausgehen, dürfen nicht unterschätzt werden.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Berichte von mopo.de, dvr.de und forschungsinformationssystem.de einsehen.