
Im aktuellen politischen Diskurs steht die wirtschaftliche Lage Deutschlands im Mittelpunkt. In einem TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) wurde das Thema ausführlich behandelt. Merz stellte die besorgniserregende These auf, dass Deutschland sich im dritten Jahr einer Rezession befinde, ein solches Szenario habe es in der Geschichte der Bundesrepublik bislang nicht gegeben. Dies wird durch die Daten des Statistischen Bundesamtes bekräftigt, welches am 15. Januar 2025 die vorläufigen Jahresergebnisse für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 präsentierte, darunter einen Rückgang von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch im Jahr 2023 war ein Rückgang von 0,3 Prozent zu verzeichnen, was die längste Rezession seit über 20 Jahren markiert, fast 20 Jahre nach den letzten Rückgängen von 2002 und 2003. Die Wachstumsprognose der Bundesregierung für 2025 wurde zudem revidiert – von ursprünglich 1,1 Prozent auf nur noch 0,3 Prozent.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Prognosen des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sind ebenfalls alarmierend. Der BDI rechnet mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,1 Prozent im Jahr 2024. Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des BDI, äußerte sich besorgt über drohende Zölle in den USA, die die deutsche Wirtschaft um fast 0,5 Prozent schrumpfen könnten. In Bezug auf Unternehmensinsolvenzen berichtete Scholz von fast 52.000 Insolvenzen zwischen Dezember 2021 und Oktober 2024, darunter über 18.000 Insolvenzen von Januar bis Oktober 2023.
Die Erwerbstätigkeit in Deutschland zeigt zwar einen leichten Anstieg – etwa 46 Millionen Menschen waren im Dezember 2024 erwerbstätig, was einem Anstieg von 4.000 gegenüber dem Vormonat entspricht – jedoch gab es von Juni bis September einen durchschnittlichen Rückgang von 20.000 Erwerbstätigen pro Monat. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern steht Deutschland im Jahr 2023 auf dem vorletzten Platz, da das BIP um 0,3 Prozent geschrumpft ist. Die EU-Kommission prognostiziert für 2025 einen modesten Anstieg des deutschen BIP um 0,7 Prozent, was den niedrigsten Wert unter den EU-Staaten darstellt.
Globale und nationale Einflussfaktoren
Die wirtschaftliche Erholung wird auf makroökonomische Faktoren zurückgeführt. Laut einer Prognose der Bundesbank wird das globale Wachstum im Durchschnitt bei 3,3 Prozent für die Jahre 2024 und 2025 stagnieren, während das Wachstum für 2026 sogar auf 3,2 Prozent sinken könnte. Der internationale Handel zeigt erste Anzeichen einer Stabilisierung nach einer Phase der Schwäche, und die prognostizierten Wachstumsraten des Welthandels liegen bei 2,6 Prozent für 2024 und 3,3 Prozent für 2025.
Die Inflationsraten in vielen Ländern sind rückläufig, doch die Teuerung bei Dienstleistungen bleibt hartnäckig. Für den Euroraum ohne Deutschland wird ein Wachstum von 1,1 Prozent für 2024 und 1,6 Prozent für 2025 erwartet. Während der Euro wurden stabil gegenüber dem US-Dollar gehalten, was ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Sicherheit signalisiert.
Die Finanzpolitik muss angepasst werden, da die Krisenmaßnahmen in 2024 stark sinken und 2025 vollständig auslaufen werden. Die staatliche Defizitquote könnte um gut einen Prozentpunkt sowie um einen halben Prozentpunkt in den kommenden Jahren zurückgehen, was für die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung entscheidend sein kann.
Der deutsche Wirtschaftsstandort steht vor herausfordernden Zeiten, und die politischen Akteure zeigen sich besorgt über die zukünftige Entwicklung. Die Erwartungen der Experten verdeutlichen, dass die Weg aus der Rezession sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene beschleunigt werden muss, wenn Deutschland seine wirtschaftliche Position wahren möchte.