
Die Glockenbrot-Großbäckerei in Frankfurt am Main steht vor dem Aus. In einer offiziellen Mitteilung hat die Rewe-Gruppe, zu der das Unternehmen gehört, verkündet, dass die Schließung innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre erfolgen wird. Von dieser Entscheidung sind etwa 480 Beschäftigte am Standort betroffen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen in den kommenden Wochen beginnen, um sozialverträgliche Lösungen zu finden, einschließlich eines Interessenausgleichs und eines Sozialplans. Diese Pläne wurden über die Schließung des Glockenbrot-Werks in München bis Ende 2025 hinaus auch bekannt gegeben, da ein Neubau in Frankfurt aufgrund der wirtschaftlichen Rentabilität als nicht gegeben eingeschätzt wird. ksta.de berichtet, dass Rewe sich aus der eigenen Brot- und Backherstellung zurückziehen will.
Die Entscheidung zur Schließung ist begründet mit ausgereizten Kapazitäten und Räumlichkeiten. Ein Neubau der Großbäckerei wäre mit immensen Investitionen verbunden, die sich wirtschaftlich nicht rechtfertigen lassen. Die Rewe-Gruppe plant zudem, ihren zweiten Produktionsstandort in Bergkirchen an die Harry-Brot-Bäckerei zu verkaufen, die die etwa 320 dort beschäftigten Mitarbeiter übernehmen möchte. Ob der Name Glockenbrot nach dem Verkauf beibehalten wird, ist allerdings noch unklar. Auch die Harry-Brot-Bäckerei, die deutschlandweit tätig ist und derzeit zehn Standorte sowie etwa 5000 Mitarbeiter hat, plant die Übernahme eines Rewe-Grundstücks in Erlensee bei Hanau, um dort eine neue Großbäckerei zu errichten, wobei die Genehmigung der Kartellbehörden erforderlich ist.
Auswirkungen auf die Branche
Die Schließung der Glockenbrot-Großbäckerei ist nur eine von vielen in der deutschen Backwarenindustrie. Laut einem Bericht von tagesschau.de verschwanden im Jahr 2022 insgesamt 780 Bäckereien, was die gesamte Branche stark belastet. Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise tragen zur angespannten Wirtschaftslage bei. Die Gesamtzahl der Bäckereien ist rückläufig, mit einem Rückgang von etwa 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern, fordert der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen Abbau der Bürokratie. Verbandspräsident Michael Wippler weist auf die erdrückende Bürokratielast hin, die viele Betriebe als nicht mehr zumutbar empfinden. Trotz dieser widrigen Umstände zeigt sich eine gewisse Zuversicht unter jungen Unternehmern, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Im Jahr 2022 wurden 422 neue Bäckereien gegründet, was immerhin einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Die Glockenbrot-Bäckerei wurde 1904 gegründet und ist ein fester Bestandteil der Backwarenbranche in Deutschland geworden. Sie hat seit 1986 zur Rewe-Gruppe gehört und hat in der Vergangenheit ausschließlich für Rewe und Penny produziert. Mit der angekündigten Schließung steht nicht nur die Zukunft der Mitarbeiter auf dem Spiel, sondern auch die Fragen zur Weiterentwicklung der Branche insgesamt.
Der Rückzug von Rewe aus der eigenen Brot- und Backherstellung könnte also größere Auswirkungen haben. Es bleibt abzuwarten, wie Rebellen wie Harry-Brot in der Region agieren werden und welche neuen Möglichkeiten sich vielleicht aus den Veränderungen ergeben. Trotz der Herausforderungen zeigt die Branche, dass sie sich entsprechend anpassen muss, um Zukunftsperspektiven bieten zu können.