
Der Iraker Dana Abdullah N. (31) wurde am Dienstag in Dresden in Untersuchungshaft genommen, nachdem er mit einem Hubschrauber von Bayern gebracht worden war. Er steht im Verdacht, für insgesamt 31 Schleusungen verantwortlich zu sein, die zwischen November 2021 und Januar 2024 stattfanden. Durch seine Aktivitäten sollen mindestens 418 illegale Migranten nach Deutschland gelangt sein, was seiner Bande geschätzte 600.000 Euro eingebracht hat. Abdullah N. war für die Koordination zwischen Fahrern, einem Schleusungsbüro im Irak und den Personen, die die Schleusungen finanzierten, zuständig. Fünf Fahrer seiner mutmaßlichen Bande sind bereits verurteilt worden. Nach seiner Ankunft in Dresden wurde Abdullah N. sofort einem Haftrichter in Pirna vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.
Die Methoden des Schleusens sind vielfältig und reichen von offenen Schleusungen bis hin zu versteckten Vorgehensweisen. Nach Angaben des BKA sind Schleuser oft in der Lage, illegale Einreisen durch Fahrdienste, falsche Dokumente, Reiseorganisation und Unterbringung zu ermöglichen. Doch dieses kriminelle Geschäft bringt für die Geschleusten erhebliche Risiken mit sich. Viele Migranten sind verletzungsgefährdet, und die Gefahren reichen von Kontaminierung bis hin zu Erstickung. In der Regel variieren die Kosten für Schleuserdienste stark und können zwischen ein paar Hundert bis zu 15.000 Euro für garantierte Schleusungen liegen.
Der Anstieg der Schleusungskriminalität
Die Schleusungskriminalität hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Jahr 2023 wurden laut dem Bundeskriminalamt insgesamt 7.924 Fälle von Einschleusungen nach Deutschland registriert, was einen Anstieg von rund 60 % im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Dabei haben mehr als 4.404 tatverdächtige Personen festgestellt werden können. Auch die Routen, die Schleuser nutzen, haben sich geändert. Zentrale und ostmediterrane Routen, insbesondere über Italien und Griechenland, sind zunehmend populär geworden, während die Westbalkanroute in der Häufigkeit abnimmt.
Ein besorgniserregender Trend ist die Zunahme von Behältnisschleusungen. Die Fälle solcher Schleusungen haben sich auf über 1.200 mit rund 17.500 geschleusten Personen mehr als verdoppelt. Die verwendeten Transportmittel sind oft einfach zu mieten, wie beispielsweise Kleintransporter. Diese Trends können die Handschrift von besser organisierten Schleusernetzwerken tragen, die zunehmend bereit sind, Risiken einzugehen und rücksichtslos zu handeln.
Die Rolle der sozialen Medien und internationaler Zusammenarbeit
Ein weiterer Aspekt, der diesem Faktor zur Zunahme der Schleusungskriminalität beiträgt, sind die Kommunikationsmittel. Schleuser nutzen zunehmend Messengerdienste wie Telegram und WhatsApp, um mit potenziellen Migranten zu kommunizieren. Darüber hinaus spielen auch soziale Plattformen eine Rolle bei der Rekrutierung, wobei Werbung oft in Form von kurzen Videos (Reels) geschaltet wird. Diese Entwicklung zeigt, wie technologische Fortschritte traditionelle illegale Aktivitäten beeinflussen.
Die Bekämpfung der Schleusungskriminalität erfordert eine verstärkte internationale Zusammenarbeit. Das BKA arbeitet eng mit internationalen Partnern wie Europol, Eurojust und Interpol zusammen, um die Aktivitäten von Schleuserbanden gezielt zu überwachen und zu bekämpfen. Die Herausforderungen sind vielfältig und einheitliche Maßnahmen in Herkunfts-, Transit- und Zielstaaten sind unerlässlich, um dieser komplexen Form der Kriminalität Herr zu werden.