
Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben einen potenziell entscheidenden Zusammenhang zwischen chronischen Darmentzündungen und der Entstehung von Darmkrebs entdeckt. Insbesondere das Protein HKDC1 spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ein Team unter der Leitung von PD Dr. Felix Sommer am Institut für Klinische Molekularbiologie hat gezeigt, dass Patienten mit chronischen Darmentzündungen signifikant höhere HKDC1-Werte aufweisen, was sie anfälliger für die Erkrankung macht. Die Ergebnisse sind im Fachjournal Cancer Communications veröffentlicht worden. Diese Erkenntnisse könnten neue Ansätze für die Therapie von Darmkrebs und chronischen Darmentzündungen eröffnen.
Der Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) und die DFG Forschergruppe „miTarget“ arbeiten derzeit daran, die genauen Mechanismen hinter dieser Assoziation zu verstehen. Jedoch bleibt das genaue Verständnis der Verknüpfung zwischen chronischen Darmentzündungen und Darmkrebs noch teilweise offen. Es ist bekannt, dass chronische Erkrankungen, wie beispielsweise Colitis ulcerosa, das Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs erhöhen.
Forschungsansätze und Ergebnisse
Das Kieler Forschungsteam hat gezielt das Gen für HKDC1 in Krebszellen entfernt, um die Auswirkungen auf das Tumorwachstum zu untersuchen. Die Erkenntnisse sind eindeutig: Krebszellen, die kein HKDC1 produzieren, zeigen eine signifikant verminderte Teilungsrate und sind anfälliger für Absterbesignale. In Zellkultur- und Mausmodellen wurde festgestellt, dass Tumoren entweder stark reduziert oder gar nicht entstehen. Diese Befunde legen nahe, dass eine hohe Produktion von HKDC1 möglicherweise einen Grund für die erhöhte Darmkrebsrate bei Patienten mit chronischen Entzündungen darstellt.
Ein weiterer Fokus der Forschung liegt auf der therapeutischen Blockierung von HKDC1, die durch chemische Inhibitoren oder gezielte Mikrobiomanpassungen erfolgen könnte. Es wird erwogen, inwieweit das Mikrobiom die Produktion von HKDC1 beeinflussen kann und ob Veränderungen in der Mikrobiota das Tumorwachstum unterdrücken.
Risikofaktoren für Darmkrebs
Zusätzlich zu den Erkenntnissen über HKDC1 gibt es weitere bedeutsame Risikofaktoren für die Entwicklung von Darmkrebs. Laut darmkrebs.de nimmt die Häufigkeit von Darmkrebs mit dem Alter zu, vor allem ab 50 Jahren. Männer sind im Vergleich zu Frauen stärker betroffen, wobei etwa 7 von 100 Männern im Laufe ihres Lebens erkranken, während es bei Frauen 6 von 100 sind.
- Risikofaktor Alter: Die häufigsten Krebsvorstufen entstehen 10-15 Jahre vor dem Tumorauftreten.
- Risikofaktor familiäre/genetische Belastung: Etwa 30% der Fälle haben familiäre oder erbliche Ursachen.
- Risikofaktor chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Lange bestehende Erkrankungen wie Colitis ulcerosa erhöhen das Risiko erheblich.
- Risikofaktor Diabetes mellitus Typ 2: Diabetiker haben ein um 30% höheres Risiko für Darmkrebs.
- Risikofaktor ungesunder Lebensstil: Faktoren wie Rauchen, hohe Fett- und Fleischaufnahme, sowie Übergewicht begünstigen die Erkrankung.
- Mikrobiom: Eine Dysbiose der Darmflora kann ebenfalls das Krebsrisiko erhöhen.
Die fortschreitenden Erkenntnisse über HKDC1 und die begleitenden Risikofaktoren könnten nicht nur das Verständnis über die Entstehung von Darmkrebs vertiefen, sondern auch praktisch umsetzbare Ansätze für präventive und therapeutische Maßnahmen bieten. Eine weitere Erforschung der Zusammenhänge bleibt unabdingbar.