
Die aktuelle Waffenruhe im Gazastreifen, die am Sonntag um 10:15 Uhr MEZ in Kraft trat, wird durch tiefes Misstrauen und Skepsis zwischen Israel und der Hamas geprägt. Diese fragilen Bedingungen wurden schon früh durch die Abneigung der Israelis gegenüber weiteren Zugeständnissen an die Hamas unterstrichen. Besonders auffällig ist, dass eine Regierungspartei in Israel ihre Koalition aufgrund der Feuerpause verlassen hat. Dies weist auf die gespaltene Meinung innerhalb der israelischen Gesellschaft hin, die zwischen der Beendigung der Kämpfe und dem Druck, gegen die Hamas vorzugehen, laviert
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Die Vereinbarung sieht nicht nur eine sechswöchige Waffenruhe vor, sondern auch die Freilassung von Geiseln und die Entlassung hunderter palästinensischer Häftlinge. Während 33 von 98 verbliebenen israelischen Geiseln während der Waffenruhe freikommen sollen, wurden die Namen der ersten Geiseln, die um 15:00 Uhr freigelassen werden sollten, verspätet übermittelt. Diese Verzögerung hat bereits zu Konflikten in der Umsetzung geführt, da Hamas die Liste der Geiseln nicht wie vereinbart zur Verfügung stellte. Israel drohte daraufhin, die Angriffe fortzusetzen, solange sich die Hamas nicht an die getroffenen Vereinbarungen hält. Das Verständnis über die Geiselabmachung ist mehr als fragil, ebenso wie die Bereitschaft der Hamas, alle Geiseln oder deren sterbliche Überreste zu finden
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Humanitäre Lage in Gaza
Die humanitäre Situation im Gazastreifen ist katastrophal. Nach Schätzungen hat der Konflikt mehr als 46.000 Menschenleben auf palästinensischer Seite gefordert. Das Deutsche Rote Kreuz plant vier zusätzliche Hilfsgüterflüge, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Am Sonntag erreichten erste Hilfslieferungen den Gazastreifen, an der auch 600 Lkw mit Gütern beteiligt sind. Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und Gaza soll ebenfalls wieder geöffnet werden, was eine Intensivierung der humanitären Hilfe in der Region ermöglicht
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Dennoch bestehen zahlreiche Fragen zur Stabilität der Waffenruhe und dem zukünftigen Ablauf der Verhandlungen. Nach Aussage des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu steht er unter erheblichem Druck, die Kämpfe zu beenden, und kündigte an, dass ein Scheitern des Abkommens eine sofortige Fortsetzung der Kämpfe zur Folge hätte. Gleichzeitig ist die Möglichkeit eines erneuten Konflikts im Gazastreifen nicht auszuschließen, da das Abkommen trotz der Stipulationen für eine langfristige Stabilität auf ein tiefes Misstrauen zwischen den Parteien trifft
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Kritik und Unsicherheiten
Die dort herrschende Unklarheit über die Einigkeit der Hamas bezüglich der Geiseln und die bevorstehenden politischen Entwicklungen im Gazastreifen lösen gemischte Reaktionen in der israelischen Bevölkerung aus. Kritiker werfen der Regierung vor, die Freilassung von 98 Entführten nicht effektiv zu kommunizieren, was zu erhöhtem missmut führt und den Druck auf Netanjahu verschärft. Gleichzeitig gibt es internationale Bedenken, dass der Gaza-Krieg nicht zur Zerschlagung der Hamas beigetragen hat, sondern diese vielmehr als Rekrutierungsprogramm für neue Kämpfer fungiert. Dies unterstreicht die Schwierigkeiten, vor denen alle Beteiligten stehen, und die Herausforderungen, die eine dauerhafte Lösung in der Region erfordern wird
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Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bleibt die Situation weiterhin angespannt und die Zukunft ungewiss. In den Straßen feierten Zehntausende den Beginn der Feuerpause, was als symbolisches Zeichen gegen die Hamas interpretiert werden könnte. Die Unsicherheit und fragilen Bedingungen des aktuellen Abkommens lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob der Frieden von Dauer sein wird
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