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Unwort des Jahres 2024: Biodeutsch entlarvt Alltagsrassismus!

Der Begriff „biodeutsch“ wurde zum Unwort des Jahres 2024 gewählt, da er Rassismus und Diskriminierung fördert. Die Jury kritisiert seine Verwendung in sozialen Medien und der Öffentlichkeit.

Der Begriff „biodeutsch“ ist offiziell zum „Unwort des Jahres 2024“ gekürt worden. Diese Entscheidung wurde am Montag von einer Jury der sprachkritischen „Unwort“-Aktion in Marburg bekanntgegeben. Der Ausdruck hat sich im vergangenen Jahr verstärkt im öffentlichen Sprachgebrauch und insbesondere in sozialen Medien etabliert. Er wird häufig verwendet, um Menschen nach vermeintlichen biologischen Abstammungskriterien einzuteilen, was zur Diskriminierung und Bewertung dieser Personen führt.

Die Jury, die sich aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie einer Journalistin zusammensetzt, bezeichnete die Unterteilung in „echte“ Deutsche und Deutsche zweiter Klasse als eine Form von Alltagsrassismus. Die Wahl des Begriffs „biodeutsch“ spiegelt demnach einen besorgniserregenden Trend in der Gesellschaft wider, der auf rassistische und nationalistische Diskurse hinweist, die vor allem in sozialen Medien zunehmen. Die Jury will mit dieser Auszeichnung auf undifferenzierten und diskriminierenden Sprachgebrauch aufmerksam machen und das Bewusstsein für die Bedeutung der Sprache schärfen. „Biodeutsch“ wurde als besonders problematisch identifiziert, weil er dazu dient, nicht nur kulturelle, sondern auch menschliche Unterschiede zu verstärken.

Platzierungen und andere Begriffe

Auf Platz zwei der diesjährigen Wahl landete der Begriff „Heizungsverbot“. Dieser Ausdruck wird im Kontext des Gebäudeenergiegesetzes verwendet und wurde von der Jury als irreführend und als Mittel zur Diskreditierung klimaschützender Maßnahmen eingestuft. Diese Wahl zeigt, dass die Jury nicht nur Formen der Diskriminierung, sondern auch die sprachliche Manipulation in politischen und gesellschaftlichen Diskursen kritisch betrachtet.

Ergänzend zur Diskussion um „biodeutsch“ wählten Jury-Mitglieder Saba-Nur Cheema und Meron Mendel den Begriff „importierter Antisemitismus“ zu ihrem persönlichen Unwort. Dies verdeutlicht die Verwendung von Sprache als Werkzeug zur Ausgrenzung und Stereotypisierung, besonders in Kontexten, in denen Migrantinnen und Migranten oder Menschen mit Migrationsbiografie thematisiert werden. Der Begriff impliziert eine nicht gerechtfertigte Verbindung zwischen Migration und Antisemitismus und wird vor allem in rechten Kreisen verwendet, um von eigenen antisemitischen Haltungen abzulenken.

Langjährige Tradition

Die „Unwort des Jahres“-Aktion existiert seit 1991 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Begriffe zu benennen, die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen oder diskriminieren. Jedes Jahr wird dabei ein Wort oder eine Wortgruppe ausgewählt, das oder die im gesellschaftlichen Diskurs als besonders problematisch angesehen wird. Im vergangenen Jahr wurde der Begriff „Remigration“ für seine beschönigende Verwendung in Bezug auf menschenunwürdige Abschiebepraxen ausgewählt. Die Jury führt diese Aktion durch, um die Öffentlichkeit für sprachliche Verrohung und die damit verbundenen Gefahren zu sensibilisieren.

Die vollständigen Ergebnisse und weitere Informationen zur aktuellen Wahl des Unwortes 2024 werden in Kürze veröffentlicht, wie BR berichtet. Die Relevanz und der Einfluss sprachlicher Begriffe auf gesellschaftliche Fragen wird weiterhin ein zentrales Thema in der öffentlichen Debatte sein.

Für tiefergehende Informationen über die Hintergründe der Unwort-Wahl und ihre gesellschaftlichen Implikationen können weitere Details auf Tagesspiegel und TU Dortmund eingesehen werden.

Referenz 1
www.tagesspiegel.de
Referenz 2
www.br.de
Referenz 3
pub.ub.tu-dortmund.de
Quellen gesamt
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