
Tim Mälzer, der bekannte Fernsehkoch, hat sich entschlossen, etwas Grundlegendes im Bereich der Pflegeheime zu verändern. Sein persönlicher Antrieb für das Projekt ist der Verlust seines Vaters im letzten Jahr, der ihn dazu brachte, die Lebensqualität älterer Menschen in Pflegeheimen kritisch zu hinterfragen. In einem beeindruckenden Experiment lässt sich Mälzer zusammen mit Schauspieler André Dietz auf eine Reise ein, um innerhalb von 90 Tagen zehn Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zu Alltagshelfern auszubilden. Dabei wird die „Herbstresidenz“, ein Pflegeheim, zur Kulisse für ihre Bemühungen, das Leben der Bewohner zu verbessern. Dies berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger.
Mälzer und Dietz haben das Projekt „Herbstresidenz“ ins Leben gerufen, nachdem sie bereits 2022 mit „Zum Schwarzwälder Hirsch“ ein ähnliches Inklusionsformat entwickelt haben. Mit ihrem neuen Vorhaben möchten sie die Integration von Menschen mit Behinderung in den Alltag von Pflegeheimen fördern. Mälzer bezieht sich in seinem Ansatz auch auf die persönlichen Erfahrungen, die er gemacht hat, als er mehrere Tage selbst im Altenzentrum St. Nikolaus in Bernkastel-Kues verbrachte. Diese Zeit hat ihm nicht nur neue Perspektiven eröffnet, sondern auch seine Angst vor dem Älterwerden verstärkt. Die Atmosphäre im Heim beschrieb er als bedrückend, mehr wie ein Krankenhaus als ein Zuhause.
Die Herausforderungen im Pflegeheim
Die Bedingungen im Pflegeheim sind für viele Senioren oft entmutigend. Mälzer stellte fest, dass sich viele Bewohner ohne Aufgaben und Perspektive fühlen, was zu einer starken emotionalen Belastung führt. Einmal äußerten einige älteren Menschen den Wunsch, einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Pflegekräfte haben in diesem Kontext oft nicht genug Zeit, um sich ausreichend um ihre Schützlinge zu kümmern, da sie mit der Grundversorgung beschäftigt sind.
Die ersten Begegnungen zwischen den neuen Azubis und den Senioren waren anfangs überfordernd, entwickelten sich aber im Laufe der Zeit positiv. Mälzer betont, wie wichtig es ist, den Senioren durch gemeinsame Aktivitäten wie das Kochen ein neues Lebensgefühl zu geben. Ein Beispiel ist der ehemalige Bäcker, den er motivierte, wieder aktiv zu werden, was zu einer spürbaren Verbesserung seiner Lebensqualität führte. „Hier entsteht ein Zuhause“, so Mälzer, der mit den Auszubildenden die Wände in warmen Farben strich und persönliche Fotos der Bewohner aufhängte. Die Wichtigkeit solcher kleinen Veränderungen darf nicht unterschätzt werden, um die Lebensqualität im Heim zu steigern, so berichtet die Apotheken Umschau.
Die Rolle der Inklusion
Die Lebensbedingungen für geistig behinderte Senioren sind oft ähnlich herausfordernd. Viele leben in stationären Einrichtungen, andere bei ihren Eltern oder in ambulant betreuten Gruppen. Das Haus Regenbogen in Mönchengladbach, beispielsweise, bietet ein Umfeld, in dem solche Menschen soziale Kontakte knüpfen können, was entscheidend für ihre Lebensqualität ist. Die Lequi-Studie zeigt, dass emotionale Überforderung unter diesen Senioren häufig vorkommt, was zu Verhaltensschwierigkeiten führen kann. Experten haben erkannt, dass bessere Konzepte zur Inklusion nötig sind, damit alle Senioren – ungeachtet ihrer Fähigkeiten – ein erfülltes Leben führen können.
Mälzer sieht sich selbst nicht als Heilsbringer. Seine Motivation liegt in der Hoffnung, dass durch gesellschaftliches Engagement und Aufmerksamkeit die Lebensbedingungen in Pflegeheimen nachhaltig verbessert werden können. „Die Gesellschaft muss sich mehr um alte Menschen kümmern“, appelliert er. In einer Zeit des demografischen Wandels, in der die erste Generation von geistig behinderten Menschen das Rentenalter erreicht, wird es zunehmend wichtig, neue Wege der Inklusion zu finden.
Die Doku-Reihe „Herbstresidenz mit Tim Mälzer und André Dietz“ wird am 5. März 2025 bei VOX ausgestrahlt und könnte ein erster Schritt sein, um auch die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Themen zu schärfen. Die Diskussion um die Versorgung und Integration älterer Menschen steht jetzt mehr denn je im Vordergrund. Der Deutschlandfunk berichtete über die verschiedenen Herausforderungen und Perspektiven, die dabei eine Rolle spielen.