
Disney steht ab dem 19. März 2025 im Fokus der öffentlichen Diskussion mit der Neuverfilmung des 1937er Zeichentrickklassikers „Schneewittchen“. Die Adaption, die unter der Regie von Marc Webb entsteht, wird wegen ihrer versuchten Anpassung an moderne gesellschaftliche Standards stark kritisiert. Die Kontroversen über die Besetzung und die Darstellungen innerhalb der Geschichte haben die sozialen Medien polarisiert.
Ein zentraler Streitpunkt ist die Besetzung der willensstarken Hauptfigur Schneewittchen, gespielt von Rachel Zegler, die kolumbianische und polnische Wurzeln hat. Viele sehen dies als Versuch, ein fortschrittliches Bild von Geschlechterrollen zu zeichnen. Zegler selbst hat die Figur als „veraltet“ bezeichnet und will sie als feministische Ikone neu interpretieren. In der neuen Version wird Schneewittchen nicht vom Prinzen gerettet, sondern träumt von einer Führungsrolle, was einen signifikanten Unterschied zur Originalgeschichte darstellt.
Gesellschaftliche Diskurse und politische Kontroversen
Währenddessen sorgt die Besetzung der bösen Königin durch Gal Gadot für zusätzliche Spannungen. Gadot hat sich für die Freilassung von Hamas-Geiseln und gegen Antisemitismus stark gemacht, was im Netz sowohl Unterstützung als auch Boykottaufrufe gegen den Film hervorrief. Rachel Zegler, die sich in der Vergangenheit für Palästina ausgesprochen hat, sieht sich aufgrund ihrer Hautfarbe rassistischen Angriffen ausgesetzt, insbesondere in Bezug auf den ikonischen Satz „ weiß wie Schnee“, den das Original einführte.
Die Produktion hat ein Budget von 200 Millionen Dollar und versucht, mit den Modifikationen der Handlung sowie der Charakterdarstellungen der Zwerge zu punkten. Während die Darstellung der Zwerge von Peter Dinklage als „rückständig“ kritisiert wird, erwartet Disney, eine inklusive Sicht auf ihre Charaktere zu schaffen. Dinklage äußerte bereits Bedenken, dass die Zwerge nicht adäquat dargestellt werden. Das Team von Disney behauptet, mit Vertretern der Kleinwüchsigen-Gemeinschaft beraten zu haben, um Klischees zu vermeiden.
Künstlerische und kreative Herausforderungen
Die musikalischen Elemente des Films und die allgemeine Gestaltung haben ebenfalls Kritik ausgelöst. Eingeführte Änderungen werden oft als kosmetisch beschrieben, da die grundlegende Handlung beibehalten wird. Der vergiftete Apfel bleibt ein zentrales Element, die Darstellungen der Zwerge in einem unordentlichen Haus und die konservative Präsentation haben jedoch Fragen zur Innovation des Films aufgeworfen. Kritiker beschreiben ihn als „zahnlos“ und wenig inspirierend.
Die Diskussion um Diversität im deutschen Film ist aktuell besonders relevant. Die Malisa-Stiftung hat in einer Studie gezeigt, dass im deutschen Kino das Geschlechterverhältnis bei Hauptrollen fast ausgeglichen ist, jedoch Frauen in höheren Altersgruppen stark unterrepräsentiert sind. Dies wirft Fragen auf, warum Schneewittchen, als eine der bekanntesten Figuren, weiterhin wie im Original erdacht werden soll, statt eine zeitgemäße Perspektive einzubringen, die die Vielfältigkeit von Geschlechter- und Ethnizitätsdarstellungen mehr berücksichtigt.
Die Kritiken zur Neuverfilmung versuchen aufzeigen, welche Herausforderungen die Filmindustrie noch zu bewältigen hat, um in einer immer diverser werdenden Gesellschaft relevant zu bleiben. Wo die klassische Märchenstruktur auf moderne Ideale trifft, bleibt als Frage, wie viel von der Tradition bewahrt werden soll und wie viel Neuinterpretation notwendig ist. Inmitten dieser Debatten stellt sich Disney nicht nur eine künstlerische Herausforderung, sondern wird auch zu einem Spiegelbild der gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussionen.